29.04.2016 - Kirschau - News Nr.: 9367
Nachtwächter für das Hexenfeuer
Jugendliche versuchen Walpurgisnacht-Holzhaufen vor Brandstiftern zu beschützen

© NEWS5 / Loeb


Für viele ist es schon lange eine Tradition. Jedes Jahr schichten oftmals Jugendliche die Haufen für die Walpurgisnacht in ganz Sachsen auf. Stolz überbieten sie sich dabei regelmäßig in der Größe der Hexenfeuer, die in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai in Flammen aufgehen. Ein regelrechtes Wettrüsten ist mittlerweile in vielen Dörfern ausgebrochen, mit dem klaren Ziel, die imposantesten Bauwerke zu konstruieren und die meisten Besucher zu locken.

Doch nicht alle Protagonisten spielen ein faires Spiel. Während es für andere das Highlight des Frühjahrs ist, die Haufen aufzuschichten und später feierlich zu entzünden, gibt es manche, die bewusst den anderen den Spaß rauben wollen und sich nachts zu den Haufen schleichen, um diese unkontrolliert zu entzünden. Alleine in diesem Jahr gingen so elf Hexenfeuer in den letzten Tagen von den Konstrukteuren ungewollt in Flammen. Dass das verfrühte Entfachen der Hexenfeuer kein Kavaliersdelikt ist, sondern sogar einen Straftatbestand darstellt, ist vielen Zündlern nicht bewusst. Sie ergötzen sich viel lieber an der Traurigkeit der Opfer und lassen sich auch nicht davon abschrecken, dass die Polizei gegen sie ermittelt.

Dass der Haufen tatsächlich vorzeitig brennt, wollen an vielen Orten deren Erbauer unter allen Umständen verhindern. Viele Jugendgruppen treffen sich daher mindestens eine Woche vor der Walpurigsnacht bereits jeden Abend am Lagerfeuer, wo sie ihr Bauwerk bei einem Bier bewachen. Regelmäßige Kontrollgänge sowie das Absuchen der Umgebung gehören dabei genauso dazu, wie das Beobachten der Nachbardörfer, welches Treiben dort herrscht. Einer dieser Nachtwächter ist Jens Beddies. Abend für Abend stapft der 30-Jährige in Kirschau mit der Taschenlampe in der Hand über das Feld und hält Ausschau nach möglichen Delinquenten. Dafür hat sich der gelernte Straßenwärter und Freiwillige Feuerwehrmann extra eine Woche Urlaub genommen. Er genießt es, in der gemütlichen Runde beisammen zu sitzen und sich bei einem Bier auszutauschen. Oftmals habe man sich ein Jahr lang nicht gesehen, aber das Feuer vereint. In der Bevölkerung ist der Nachtwächter schon lange angekommen: „Es gibt viele Komplimente, wenn der Haufen am 30. April noch immer so da steht, wie er eben zu stehen hat.“

Was passiert, wenn das Hexenfeuer nicht gut bewacht, mussten die Nachbarn in Burkau vergangene Nacht lernen. Zwei Abende vor dem großen Feuer haben hier Unbekannte den dortigen Haufen entzündet. Ein Wiederaufbau bis zur Walpurgisnacht ist jetzt fast ausgeschlossen.

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