25.06.2019 - Saalburg-Ebersdorf - News Nr.: 15789
A9 unter giftigem Klärschlamm begraben
Lastwagen mit Containern umgekippt – Stoffmix wie Schmierseife auf der Fahrbahn – Feuerwehr muss mit Schutzanzügen arbeiten – Weiterer Trucker und Transporterfahrer versuchen noch Unfallstelle zu durchfahren – Beide Fahrzeuge stecken in Gefahrgutschlamm fest – Ersthelfer macht sich keine Gedanken um geladenes Gefahrgut: "Gar nicht, mit keiner Wimper" -Dekontaminierungsplatz für Fahrzeuge eingerichtet

© NEWS5 / Fricke

Großeinsatz für die Feuerwehren auf der A9 zwischen Bad Lobenstein und Schleiz (Saale-Orla-Kreis) am Dienstagmorgen (25.06.2019). Ein Lastwagen, beladen mit Klärschlamm kippte hier um. Der Trucker geriet aus noch unklarer Ursache nach rechts von der Fahrahn ab, versuchte gegenzulenken und legte sein schweres Gefährt anschließend auf die Beifahrerseite. Dabei verteilte sich die giftige Ladung quer über der Autobahn. 

Ein weiterer Brummi und ein Transporter wollten die Unfallstelle noch passieren und steckten in der schmierigen Ladung fest. Bemerkenswert hierbei das selbstlose Handeln eines Ersthelfers, welcher erst später dazukam, der den 41-jährigen Fahrer aus dem Führerhaus befreite und versorgte. Über das Gefahrgut hatte sich Silvio Enders überhaupt keine Gedanken gemacht: "Gar nicht, mit keiner Wimper".

Die eintreffende Feuerwehr musste sich erst einmal über das Gefahrgut informieren, um weitere Maßnahmen zu ergreifen. Nach einiger Zeit war klar, es handelt sich lediglich um Klärschlamm. "Ist nicht als giftig deklariert, aber ist relativ einfach zu handhaben" so Zugführer Rico Helm. Die Polizei hingegen sieht die Gefahr etwas anders, wie Sprecher Christian Cohn mitteilt: "Das ist Gefahrgut, nicht hochgiftig, aber dennoch nicht ungefährlich". Deswegen geht die Feuerwehr teilweise mit speziellen Schutzanzügen für Gefahrgut vor. Andere Kollegen schützen sich mit einfachen Atemschutzmasken und Gummistiefeln, um den Schlamm nicht zu verbreiten. Trotzdem richtete die Feuerwehr Schleiz einen Dekontaminierungsplatz rund 100 Meter von der Unfallstelle entfernt ein. Jedes Fahrzeug, welches die Unfallstelle passiert, spritzen die Kameraden mit Wasser ab und reinigen es.

Vorab galt es eine Spur für die Rettungskräfte freizuschaufeln. Zusätzlich mussten sich die Kameraden der Feuerwehr noch um die beiden Fahrzeuge kümmern, welche im Gefahrgut feststeckten. Von selbst konnten die Fahrer weder den Lastwagen, noch den Transporter, welcher quer zur Fahrbahn stand, aus dem Klärschlamm befreien. Mühevoll schaufelten die Helfer eine Gasse frei. Aber selbst dann war das Wegkommen für die Fahrer noch schwierig, denn durch die schmierigen Überreste drehten die Reifen durch. Bis die Autobahn wieder komplett frei ist, wird es wohl bis in die Mittagsstunden dauern.

"Der Fahrer, 41 Jahre, ist bei dem Unfall zum Glück nur leicht verletzt worden. Er ist also mit dem Schrecken davon gekommen", berichtet Polizeisprecher Cohn. Für den Ersthelfer sah das im ersten  Moment wohl ander aus. Enders beschreibt den Moment wie folgt: "Sind sofort vor, haben ihn rausgezogen und haben ihn verarztet, weil er halt stark geblutet hat. Erstmal gesichert und an die Seite gebracht, weil er ja unter Schock stand". Für den Außendienstmitarbeiter, der die ganze Woche auf der Autobahn verbringt eine Selbstverständlichkeit. "Es ist einfach normal, man reagiert, dem Fahrer muss geholfen werden, alles andere spielt da keine Rolle mehr. Da interessiert es mich auch nicht, ob es Gefahrgut ist erst einmal, da zählt das Menschenleben, alles andere ist egal". Eine Reaktion, die heutzutage leider nicht mehr alltäglich ist, aber jeden Respekt abfordert.


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