Der massive Polizeieinsatz gegen einen Flüchtling am Dienstag (19.03.2019) im Nürnberger Stadtteil Gostenhof (siehe NEWS-ID: 15153) blieb nicht ohne Folgen. Schon am Nachmittag hatten sich einzelne Aktivisten am Einsatzort versammelt, am Abend zog dann ein Zug von über 500 Teilnehmern durch die Straßen. Bei der Polizei vorher angemeldet, verliehen die Demonstranten ihrer Wut und Empörung Ausdruck.
"Da wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen, sodass man dann einen Menschen so in die Selbstverletzung, in suizidale Gedanken, treibt", bemängelt David Förster vom Bayerischen Flüchtlingsrat. Demnach habe sich Jan Ali Habibi, der 2015 an Protestaktionen und einem Hungerstreik teilgenommen habe, so in die Enge getrieben gefühlt, dass er sich mit einem Messer selbst verletzte. Nach einer ambulanten Behandlung im örtlichen Klinikum sei er nach Leipzig zum Flughafen transportiert worden, wo sein Abschiebeflug hätte starten sollen. Erst im letzten Moment habe das Bayerische Innenministerium den Vorgang gestoppt und den Mann eingewiesen.
Laut Förster soll der Afghane seit 2010 in Deutschland leben und gut integriert sein. Gemeinsam mit seinem Bruder und seiner Schwester soll er die bettlägerige Mutter bereits seit längerem pflegen. Da Afghanistan als sicheres Herkunftsland gelte, sei die Ausweisung vollziehbar geworden und sollte nun durchgeführt werden.
Für die Demonstranten ein Unding, was sie auch lautstark kundtaten. Dabei blieb es jedoch nicht bei Worten. An einer Absperrung der Polizei, die mit zahlreichen Kräften angerückt war, sei es nach Angaben der Beamten zu einem Handgemenge gekommen. Hierbei musste auch vom Schlagstock Gebrauch gemacht werden. Zudem seien aus der Menge Rauchbomben auf die Polizisten geworfen worden. Ein Polizeibeamter wurde leicht verletzt.
Wie es nun mit Jan Ali Habibi weitergehen soll, ist unklar. Derzeit befindet er sich in einem Leipziger Krankenhaus. Der Flüchtlingsrat hofft, dass der junge Mann zurück nach Nürnberg zu seiner Familie gebracht wird.
Bereits im Sommer 2017 eskalierte eine Abschiebung gegen einen Afghanen in der Noris (siehe NEWS-ID: 11302). Damals hatte die Polizei versucht den 21-jährigen Berufsschüler Asef N. vom Schulbetrieb weg abzuschieben. Mitschüler und Demonstranten hatten versucht den Mann zu befreien, was zu Ausschreitungen geführt hatte.