04.12.2018 - Nürnberg - News Nr.: 14486
Wegwerfen - nein, Danke: Foodsharer retten Lebensmittel und zaubern daraus ein Buffet für Alle
Foodsharer sind in ganz Deutschland unterwegs, um Essen vor der Tonne zu retten - Vor allem zur Weihnachtszeit werden viel zu viele Lebensmittel weggeschmissen - Nürnberger Foodsharer veranstalten einmal im Monat ein Dinner, bei dem mit übergebliebenen Lebensmitteln gekocht wird - "Hier in Nürnberg hungern jeden Tag Menschen und trotzdem schmeißen wir Tag für Tag Tonnen an Lebensmitteln weg", ärgert sich eine Foodsharerin

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Viele werden es kennen: Zur Adventszeit bringen Freunde ein paar Kekse vorbei, dann hängt daheim noch der Adventskalender an der Wand und pünktlich zum Nikolaustag gibt es auf der Arbeit für alle Schoki. All das ist nett gemeint und an sich eine tolle Geste. Irgendwann haben wir aber so viele Süßigkeiten gehamstert, dass wir sie gar nicht mehr essen können. Oft landen die dann in der Tonne. Genau da setzt die Initiative "foodsharing" an. Ihr Motto: Lebensmittel gehören nicht in die Tonne sondern auf den Teller.

"Hier in Nürnberg hungern jeden Tag Menschen und trotzdem schmeißen wir Tag für Tag Tonnen an Lebensmitteln weg, da muss die Menschheit umdenken", fordert Johanna Wiglinghoff. Sie ist schon seit fünf Jahren als Foodsharerin in Nürnberg unterwegs und holt Lebensmittel, die sonst im Müll landen würden, in Discountern, bei Bäckereien und in Märkten ab. Die übrig gebliebenen Lebensmittel verteilt sie dann an Freunde, Nachbarn und an Bedürftige. Einmal im Monat organisiert Wiglinghoff ein Dinner, bei dem sich die Nürnberger Foodsharer treffen, um aus den übrig gebliebenen Lebensmitteln ein Buffet zu zaubern. Auch Gäste sind willkommen.

Kurz vor 18 Uhr an jenem Mittwoch am Beginn der Vorweihnachtszeit, an dem wir die Foodsharer bei ihrem Dinner mit unserer Kamera begleiten: Wiglinghoff breitet die Lebensmittel vor der Küche des Mehr-Generationen-Hauses im Nürnberger Süden aus. Die Auswahl ist ungefähr genauso groß wie die in einem Supermarkt. Von Lebkuchen, über Smoothies und Gemüse bis hin zu Salat ist alles dabei. 

Um Punkt 18 Uhr trudeln die ersten, anderen Foodsharer ein. Gemeinsam überlegen die Hobbyköche dann, was sie aus dem Essen, das ihnen heute gespendet wurde, zaubern können. "Mir ist wichtig, dass es keine Regeln gibt und die Leute sich einfach austauschen und zusammen kochen. Bei jedem Dinner entsteht etwas anderes, das Essen ist nie gleich", sagt Wiglinghoff. "Es wird immer schlimmer mit dem Wegschmeißen, weil die Ansprüche immer höher werden. Mir ist doch egal, wie stark eine Gurke gekrümmt ist, eine Gurke ist eine Gurke", findet die Rentnerin Gerlinde Geistmann, die schon zum zehnten Mal beim Dinner dabei ist und unter den Foodsharern für ihre gute Gemüsesuppe bekannt ist.

Während Geistmann, Wiglinghoff und die insgesamt 30 anderen Foodsharer gemeinsam in der Küche des Mehr-Generationen-Hauses schnippeln, rühren und kochen, bricht Monika Wachsmuth noch einmal auf. Ihr Ziel ist eine kleine Bäckerei in der Wodanstraße, die um 20 Uhr schließt. Alle Brötchen, süßen Teilchen und Brote, die bis dahin nicht verkauft wurden, spendet der Bäcker an die Foodsharer. "Es ist etwas ganz Besonderes, wirklich handwerklich hergestellte Produkte vor dem Müll zu retten", erklärt Wachsmuth, die Tag für Tag auf den Straßen Nürnbergs unterwegs ist, um Lebensmittel abzuholen und sie neu zu verteilen. 

Gegen 20:15 Uhr trifft Wachsmuth wieder beim Dinner ein und bringt die Brötchen vom Bäcker als Beilage mit. Das Buffet steht zu diesem Zeitpunkt schon: Neben Geitsmanns Gemüsesuppe, gibt es Ratatouille, ein Desert aus Bratäpfeln, die mit Lebkuchenteig überbacken worden sind, und noch vieles, vieles mehr. Nach dem gemeinsamen Essen geht der Tag für die Nürnberger Foodsharer zu Ende. Die Lebensmittel, die sie nicht verbraucht haben, legen sie in die drei sogenannten Fairteiler im Nürnberger Stadtgebiet, aus denen sich jeder - egal ob arm oder reich - bedienen darf. "Bei uns wird garantiert nichts weggeschmissen - auch zur Weihnachtszeit", sagt Wachsmuth. 


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