Die großen runden Kulleraugen suchen nach Liebe, ihre tapsige Art löst oft einen entzückten Seufzer aus. Sie gelten als der beste Freund des Menschen. Doch viele Hunde haben, bis sie bei ihrem Herrchen ein Zuhause finden, oftmals Höllenqualen durchlitten. Denn das Geschäft mit den Vierbeinern ist ein hartes und wird immer mehr von Tierschmugglern unterwandert. In wahren „Gebärfabriken“ und unter miserablen hygienischen Bedingungen lassen diese in Osteuropa Hundewelpen züchten. Viel zu früh von der Mutter losgerissen, oftmals keine fünf Wochen alt, und in zu engen Kisten eingepfercht, geht es dann in Lieferwagen über die Autobahnen nach Deutschland und Beneluxländern. Hier werden ihnen dann Zuchtpapiere ausgestellt, welche den Stammbaum und die Reinrassigkeit bezeugen sollen, womit oftmals ein Preis in vierstelliger Höhe erzielt werden kann.
Doch immer häufiger geraten die Schmuggler mittlerweile ins Netz der Ermittlungsbehörden. „Im Rahmen der Grenzkontrollen stellen wir immer häufiger Hundetransporter fest. Seit Anfang des Jahres haben wir so schon über 100 Welpen an der A3 aufgegriffen“, berichtet Martin Pöhls vom Polizeipräsidium Niederbayern. Durch die Flüchtlingskontrollen an der Passauer Grenze habe die Zahl der so aufgegriffenen Tiere derart zugenommen, dass nun die Tierheime Alarm schlagen. Denn hier landen die oftmals kranken Welpen in der Quarantänestation. Zeitweise musste in Passau sogar ein Aufnahmeverbot ausgesprochen werden. „Ein Großteil der Hunde überlebt den Transport nicht. Die liegen im eigenen Dreck ohne Futter oder Wasser“, fasst Bettina Mittler vom Passauer Tierheim die erschreckenden Zustände in den letzten Wochen zusammen. Mühselig müssen die Hunde dann aufgepäppelt werden. Doch seit Neustem bereiten ihr noch ganz andere Dinge Sorgen. 10 bis 15 Mal pro Tag rufen teilweise nun schon Personen mit osteuropäischem Dialekt an und wollen reinrassige Hunde haben. „Die Tierheime stehen im Internet. Es ist für die Tätergruppen ein leichtes herauszubekommen, wo die Hunde nach einer Sicherstellung hinkommen“, merkt Pöhls an. Mehrfach hätten bulgarische Pärchen sie mittlerweile aufgesucht und sich nach Huskeys erkundigt, die wenige Tage zuvor in einem Elendstransporter gefunden, erinnert sich die Tierheimleiterin. Daher habe man nun entsprechende Maßnahmen getroffen: „Wir haben die Hunde an einem geheimen Ort versteckt. Man muss Angst haben, dass die Tiere hier zu Schaden kommen.“ Mittlerweile habe man sogar einen Sicherheitsdienst beauftragt. Nachts bleibt die Beleuchtung am Heim an, die Polizei fährt vermehrt Streife. Dass diese Maßnahmen notwendig sind, zeigt ein Fall vor wenigen Tagen. „Wir standen klar erkennbar hier, als ein Auto mit bulgarischem Kennzeichen kam. Die hielten an, machten das Fernlicht an und gaben dann trotz Glatteis Vollgas“, weiß Dirk Maul zu erzählen. Er und seine Kollegen vom Sicherheitsdienst „Kalka“ sind damit betraut worden, entsprechend vor dem Tierheim Passau Wache zu schieben.
Sogar als Mitarbeiter der Botschaft habe man sich schon ausgegeben, so Mittler. Sie hofft, dass den Schmugglern vor allem wegen des Wohles der Tiere bald das Handwerk gelegt wird. Viele Tiere seien verhaltensauffällig und krank. Die Geldersparnis, die sich Käufer von solchen Tieren erhoffen, kann sich sehr schnell umkehren, wie Tierärztin Dr. Petra Krause erläutert: „Man muss ein krankes Tier gesund pflegen, was mit hohen Kosten verbunden ist. Wer glaubt, dass er die Tiere mit dem Kauf aus den schlechten Bedingungen rettet, der irrt. Er unterstützt am Ende die Mafia und das Leid, weil es die Produktion fördert.“
Alle Beteiligten raten daher eindringlich, sich die Papiere der Welpen und auch die Mutter zeigen zu lassen. Erst mit 15 Wochen darf ein Hundebaby in Deutschland von seiner Mutter getrennt werden. Zudem sollte man auf das Verhalten der Tiere beim Kauf achten. Gesunde junde Hunde sind neugierig, sollten positiv und nicht ängstlich sein. Ist dies nicht der Fall, sollten die Alarmglocken läuten. Denn wer einen besten Freund fürs Leben sucht, der sollte ihn auch als eben diesen behandeln.