Redaktioneller Hinweis: Bitte Namen der Bürgergeldempfänger piepen!
In Nordhausen (Thüringen) hat am Montag ein bundesweit beachtetes
Pilotprojekt begonnen: Junge Bürgergeld-Empfänger unter 25 Jahren, die keine
Ausbildung begonnen oder eine Lehre abgebrochen haben, sollen künftig bis zu 40
Stunden pro Woche arbeiten – etwa in Werkstätten gemeinnütziger Vereine, im
Bauhof oder bei der Pflege öffentlicher Anlagen. Der Stundenlohn beträgt 1,20
Euro, das Projekt ist zunächst auf drei Monate befristet.
Landrat Matthias Jendricke (SPD) verteidigt die Maßnahme gegen Kritik. Ziel sei es, junge Menschen wieder in Ausbildung oder Arbeit
zu bringen. "Ich will, dass die jungen Leute wieder arbeiten. Das ist der Grundsatz einer Lebensperspektive. Und nicht auf dem Sofa zu Hause sitzen und sich mit Bürgergeld oder anderen Sozialleistungen einzurichten", sagt
Matthias Jendricke. Wer sich weigert, riskiert eine Kürzung des Bürgergelds um zehn
Prozent.
In Nordhausen selber findet der Vorschlag großen Zuspruch: "Ja, da bin ich ein großer Fan davon", erzählt eine Dame. Ein weiterer Passant äußert sich folgendermaßen: "
Also wenn sie arbeiten können, sollten sie auch arbeiten gehen. Ganz klar. Fachkräftemangel ist ja überall. Ganz zu streichen ist so eine Sache, zumindest Kürzungen, um sie irgendwie in die Arbeit zu bringen oder zwingen."
Unsere Reporter begleitete am Dienstag (04.11.2025) die Mitarbeiter des Vollzugdienstes auf der Suche nach Bürgergeldempfängern, die unter die neue Maßnahme fallen. Nach Angaben des Jobcenters Nordhausen kommen rund 220 Personen für das
Programm infrage, etwa 60 gelten als besonders dringende Fälle. Doch die
Beteiligung blieb zunächst gering: Von den eingeladenen 60 Jugendlichen
erschienen weniger als 30, am Montagmorgen traten nur acht von 30 Anwesenden
tatsächlich an.
Sandra Hesse, Leiterin Vollzugsdienst, erklärt wie nun vorgegangen wird: "
Also wir haben tatsächlich in zwei Teams fünf Maßnahmeteilnehmer angetroffen. Das war auch alles sehr kooperativ. Wir haben uns ganz gut mit denen arrangiert, haben sie mitgenommen, wenn sie das wollten, und haben sie dann hier bei den Maßnahmeträger abgeliefert. Also eigentlich sind wir das nicht gewohnt im Vollzugsdienst, dass sie so positiv gestimmt sind. Aber sie waren, glaube ich, sehr überrascht und wir haben das aber auch sehr freundlich herübergebracht" und weiter "
Also wir werden sie öfter aufsuchen und werden auf jeden Fall das noch mal wiederholen." Die neue Aufgabe sei gar nicht so fern von dem was der Vollzugsdienst normalerweise tut, fügt Sandra Hesse hinzu: "Also wir haben verschiedene Aufgaben im Vollzugsdienst und das ist jetzt nicht so fern von einer Schulzuführung, was ja auch eine Maßnahme nach dem Thüringer Schulgesetz ist, wenn es um Kinder geht, die die Schule nicht besuchen."
Das Projekt soll nach drei Monaten ausgewertet werden. Eine mögliche Fortsetzung hängt laut Landkreis davon ab, wie viele Teilnehmende anschließend in Ausbildung oder Arbeit vermittelt werden können.
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