Im Moment hat Werner Schellenberg alle Hände voll zu tun. Schellenberg ist einer der Schleierfahnder der Bundespolizeiinspektion Selb (Lkr. Wunsiedel). Für ihn und seine Kollegen gehört der Dezember zu den stressigsten Monaten des Jahres. Der Grund: Immer wieder führen Unbelehrbare Böller, die sie auf sogenannten Asia-Märkten direkt hinter der deutsch-tschechischen Grenze gekauft haben, illegal ein. "Die Böller, die dort verkauft werden, beinhalten Industriesprengstoff und nicht wie die, die es hier gibt, Schwarzpulver", weiß Schellenberg.
Erst am Samstag (08.12.2018) hielten Schellenbergs Kollegen bei Schirnding drei junge Männer an, die rund 7,2 Kilogramm an Böllern aus der Tschechei im Gepäck hatten. Die Beamten stellten die Pyrotechnik darauf sicher. Die drei Männer erwartet nun ein Strafverfahren wegen eines Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz, der mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden kann.
Tagtäglich sind Schellenberg und seine Kollegen im Moment auf den Straßen direkt hinter der Grenze unterwegs. Um Autofahrer anzuhalten, zu kontrollieren und gegebenenfalls die Böller sicherzustellen. Von der Bundespolizeiinspektion in Selb ist es nur ein Katzensprung bis zur Grenze. An jenem Morgen, an dem wir Schellenberg und seinen Kollegen Thomas Dünkel begleiten dürfen, beziehen die Beamten direkt hinter dem Grenzübergang zwischen Selb und dem tschechischen Asch mit ihrem Zivilfahrzeug Position.
Schon wenige Minuten, nachdem die Beamten eingetroffen sind, hat Schellenberg den ersten Autofahrer im Visier. "Da ist immer viel Gespür und polizeiliche Erfahrung gefragt", erklärt Schellenberg, während sein Kollege am Steuer die Verfolgung aufnimmt. Erst einige Kilometer von der Grenze entfernt können die Beamten das Auto des rumänischen Staatsbürgers überholen und per Anhaltesignal zur Kontrolle aus dem Verkehr ziehen. Am Ende stellte sich heraus, dass der Mann nichts illegales im Gepäck hatte. "Die Kontrolle hat ihn jetzt fünf Minuten gekostet, wir haben Präsenz gezeigt und Präventionsarbeit geleistet, das tut niemanden weh", sagt Schellenberg.
Nach der ersten Kontrolle geht es für die Beamten wieder zurück zur Grenze, wo sie sich erneut auf die Lauer legen. Das Problem mit den Böllern von tschechischen Märkten ist nicht nur, dass die Einfuhr illegal ist. "Die Böller werden dort überhaupt nicht geprüft, die sind zusammengebastelt und können jederzeit einfach explodieren", warnt Dieter Pfitzner, der Pressesprecher der Bundespolizeiinspektion Selb.
Einige Zeit später fällt den beiden Schleierfahndern das Auto von Friedemann Winter auf. Schellenberg und Dünkel brauchen den jungen Thüringer erst gar nicht belehren. "Ich habe mich im Internet informiert und weiß, dass die Einfuhr von solchen Böllern verboten ist, das macht man einfach nicht", sagt uns Winter, nachdem auch sein Auto von Schellenberg durchsucht wurde.
Nach vier Stunden beenden Schellenberg und sein Kollege Dünkel die Kontrolle. Illegale Böller haben die Beamten an jenem Tag nicht finden können. "Die Kontrolle war trotzdem ein Erfolg, weil wir die Leute aufklären konnten und ihnen sagen konnten, dass die Böller aus der Tschechei gefährlich sind", resümiert Schellenberg. "Ein abgetrenntes Gliedmaß kann bei den Böllern von Asia-Märkten noch das kleinste Problem sein, in denen ist Industriesprengstoff verarbeitet, da sind schon viele Leute dran gestorben", warnt Pfitzner.
Update 28.12.2018: An den grenzüberschreitenden Straßen, der Bundesstraße 303 in Schirnding und der Staatsstraße 2179 in Selb, beschlagnahmten gemischte Streifen der Grenzpolizeiinspektion Selb und der Bundespolizeiinspektion Selb über die Weihnachtsfeiertage erneut 235 gefährliche Böller. Die Beamten stellten die insgesamt 4,41 Kilogramm an verbotenen Feuerwerkskörpern darauf sicher.
Redaktioneller Hinweis: Kennzeichen des zivilen Autos, mit dem die Polizisten unterwegs waren, unbedingt Pixeln! Kontrollierte bis auf die Herren, die uns ein Interview gegeben haben, bitte ebenfalls Pixeln!