20.08.2018 - Emskirchen - News Nr.: 13978
YouTuber-"Hater" sorgen für Chaos und Gewalt
Hunderte Demonstranten rücken trotz Versammlungsverbot zur Hass-Demo in 41-Seelen Ort an – Polizei-Großaufgebot riegelt den Ort ab, bekommt die Situation nur schwer in den Griff – „Hater“ wollen streitbaren YouTuber "Drachenlord" mit Polenböllern angreifen, was Flächenbrand auslöst – Beamte sprechen mehr als 300 Platzverweise aus, Straßenkontrollen werden eingerichtet und unbelehrbare Demonstranten vor Ort festgenommen (on tape) – Am Abend eskaliert die Situation endgültig: Unterstützungskommando der bayerischen Polizei wird von DFB-Pokalspiel abgezogen und zur Hass-Demo geschickt, um die „Hater“ einzukesseln

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„Da sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht“ - das Sprichwort trifft auf das beschauliche mittelfränkische Dorf Altschauerberg bei Emskirchen (Lkr. Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim) wohl zu, wie auf kaum einen anderen Ort. Gerade einmal rund 40 Seelen leben hier. Doch am Montag (20.08.2018) ist plötzlich alles anders als sonst: In Altschauerberg gab es plötzlich mehr Polizisten als Einwohner, sogar das Unterstützungskommando der bayerischen Polizei wurde vom DFB-Pokalspiel in Fürth abgezogen und in den kleinen Ort geschickt.

Der Hintergrund: In dem Dorf lebt der streitbare YouTuber „Drachenlord“, bürgerlich bekannt als Rainer W., der bewusst mit provozierenden Aussagen das Netz spaltet. Seit Jahren zieht er den Hass der Internetgemeinde auf sich, fast 80.000 Menschen sehen regelmäßig seine Videos. Seine sogenannte „Hater“ rief der YouTuber darauf in einem Video auf, die Differenzen bei ihm zu Hause vor der Haustür zu klären. Kein kluger Schachzug: Schon seit Monaten pilgern nach dem Aufruf gewaltbereite „Hater“ nach Altschauerberg, immer wieder kommt es zu Übergriffen auf den „Drachenlord“, immer wieder muss die Polizei einschreiten. Pizzen werden bestellt, die Feuerwehr gerufen oder Eier geworfen.

Doch die einzelnen Übergriffe sollten noch längst nicht die Spitze des Eisbergs sein. Für Montag verabredeten sich rund 9.700 Hass-Demonstranten zum "Schanzenfest", um dem „Drachenlord“ ein für allemal eine Lektion zu erteilen und ihn zum Rückzug aus dem Netz zu bewegen. In letzter Sekunde schaltete sich das Neustädter Landratsamt ein und konnte die Demo mit einem fast dreitägigen Versammlungsverbot, das unterdessen auch ein Gericht bestätigte, kippen.

Trotzdem waren schon am Montagmorgen hunderte, überwiegend junge Demonstranten in Altschauerberg vor Ort und mit ihnen ein Großaufgebot an Polizisten, das die Bevölkerung des Dorfes und den „Drachenlord“ selbst vor dem Mopp schützen sollte. Im Laufe des Tages sprach die Polizei mehr als 300 Platzverweise aus und musste auch einige Hass-Demonstranten festnehmen.

Am Abend kam es dann, wie es kommen musste: Die Situation eskalierte. Unbekannte versuchten, den YouTuber zu verletzen, indem sie in der Nähe seines Anwesens Pollenböller zündeten. Andere entfachten laut Informationen von vor Ort mit Böllern ein Feuer auf einer Wiese, die Feuerwehr musste zum Löschen anrücken. "Wir fahren eigentlich als Freiwillige raus, um Menschenleben zu retten, hierher ist bei der Masse Unbehagen mitgefahren", gibt Rainer Weiskirchen der Pressesprecher der Feuerwehren im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim nach dem Einsatz zu.

Um der aggressiven Stimmung vor Ort wieder Herr zu werden, wurde das Unterstützungskommando der bayerischen Polizei vom DFB-Pokalspiel in Fürth abgezogen und in das 40-Seelen Dorf beordert. Vor Ort kesselten die Beamten die Demonstranten ein, erneut kam es zu Festnahmen. Die Straßen wurden abgeriegelt und Autos kontrolliert. Auch am späten Abend ist die Situation immer noch angespannt, die Beamten und die Feuerwehr werden sicherheitshalber die ganze Nacht lang vor Ort bleiben.





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