28.05.2018 - Bodenmais - News Nr.: 13403
Mensch, jetzt ärgere dich doch nicht!
Seit 100 Jahren existiert das Lieblings-Brettspiel der Deutschen - Bei 1. Bayerischen Meisterschaften traten 32 Kontrahenten gegeneinander im knallharten Würfelspiel an - Amtierende Landesmeister aus Sachsen und Berlin müssen sich gegen teils sechs- und neunjährige Kinder behaupten - Entscheidend zum Sieg ist die richtige Einstellung: "Wenn man sich nicht ärgert, kann man auch nicht gewinnen!" - Wir haben das bunte Turnier mit vielen Tönen begleitet

© NEWS5 / Pieknik

Es kann ganze Familienabende füllen. Oder auch Freundschaften beenden. Es kann Durchhaltevermögen und Ehrgeiz wecken. Oder die Teilnehmer am Boden zerstören. Seit 101 Jahren kennen die Deutschen nur ein Lieblingsspiel: "Mensch ärgere dich nicht!" Viele Brettspiele sind auf den Markt gekommen, doch keines verbindet Generationen so gut, wie dieses.

Und obwohl es solch eine Popularität genießt, hat es ein ganzes Jahrhundert gedauert, ehe in Bayern eine erste Meisterschaft hierzu ausgetragen wurde. Im niederbayerischen Bodenmais (Lkr. Regen) trafen sich am Samstag (26.05.2018) insgesamt 32 Teilnehmer zum Turnier. Darunter auch mit den Landessiegern aus Sachsen und Berlin erfahrene "Profis".

In drei Vorrunden traten die Konkurrenten gegeneinander an. Das Prinzip war - wie es die Erfinder wollten - denkbar einfach. Vier Spielfiguren galt es ins Haus zu bringen. Wer auf dem Feld eines Gegners landete, durfte diesen vom Spielbrett befördern. "Es gibt kein Spiel, das bekannter ist. Es ist in wenigen Sekunden egal, ob für jung oder alt, erklärt. Jeder kann sofort einsteigen und mitspielen", leuchten die Augen von Udo Schmitz von Forum-Spiel, einem Institut für Spielpädagogik.

Grundsätzlich erlebt das Brettspiel derzeit eine Wiedergeburt: "Spielen hat einen hohen Stellenwert. In Familien wird wieder sehr viel gespielt, gerade neben dem Internet." Dieser Gemeinschaftsgeist war auch in Bodenmais deutlich zu spüren. Und jeder folgte dabei einer anderen Taktik. "Es ist ein Glücksspiel mit kleinen Taktiken. Wenn man geschmissen wird, ist es schwierig, wieder rauszukommen", erzählt der amtierende Berliner Landesmeister Felix Kretschmer. Während manche das erste Mal seit langem wieder an dem Brett sitzen, trainiert Gudrun Debler regelmäßig: "Wir spielen jeden Montag von 20 bis 22 Uhr." Und auch die neunjährige Fiona Mutard ist fleißig dabei: "Ich spiele bei meiner Patentante sehr oft und der Verlierer darf ein Spiel aussuchen." Sie verfolgt ein klares Ziel: "Ich will heute gewinnen!"

Und nach mehreren Stunden des Würfel-rollens sitzt sie mit im Finale. Doch ihre sind harte Brocken. "Es ist ein Spiel und der Würfel entscheidet. Da muss man gnadenlos sein und gut trainieren." In einem engen Match kann am Ende Gudrun Debler sich durchsetzen. "Eigentlich bin ich immer der Verlierer. Habe von meinem Mann die Ruhe übernommen, die ich sonst nicht habe", strahlt sie, während ihr Gatte Uwe als amtierender Sachsenmeister lächelt: "Man braucht eine gewisse Taktik, die Frau noch üben muss." Auch für Fiona Mutard lief es gut, sodass sie sich über den dritten Platz freuen durfte.

Sie will bereits für das nächste Turnier trainieren. Und auch wenn eine Taktik schwierig auszumachen ist, so hat Udo Schmitz einen wichtigen Tipp: "Der Name ist das Gegenteil des Programm. Wenn man sich nicht ärgert, kann man auch nicht gewinnen. Wer gewinnen will, den ärgert es dann auch, wenn er kurz vor dem Ziel rausgeschmissen wird."



© 2002 - 2025 by 5NETWORK / PICTURE5 / Medienhaus Nürnberg / 10nach8 / NEWS5. All rights reserved. / 2.0.0