30.01.2018 - Nürnberg - News Nr.: 12634
Geschichtsträchtiger Koloss: Schwerster jemals von Siemens gebauter Transformator auf dem Weg ins Reich der Mitte
Fast 900 Tonnen-Schwertransport rollt durch Nürnberg gen Hafen - Ignorante Falschparker bremsen Tross ein - Mit nur wenigen Stunden Schlaf verladen Fachleute den Trafo von der Straße aufs Schiff - Auch für XXL-Profis kein Routineauftrag

© NEWS5 / Herse

Monatelang waren die Teams von Siemens und den unterschiedlichen Transportfirmen beschäftigt, um den 3.324 kilometerlangen Weg des Weltrekordtrafos von Nürnberg nach China zu planen. Bereits bei Auftragseingang war klar, dass das keine Standardlieferung sein wird: Der 875-Tonnen-Koloss ist weltweit der erste Transformator mit 1.100 Kilovolt für Hochspannungsgleichstrom-Übertragungsanlagen (HGÜ). Mit fast 65 Meter Länge und über 7 Meter Breite fällt der Transport auch bei den Profis unter die Kategorie XXXL.

In der vergangenen Woche wurde der erste Transformator am Siemens-Werk in Nürnberg auf die Straße geschickt und bewegte sich im Schneckentempo in Nürnberger Hafen.

Das Spektakel wurde an der ganzen Strecke von unzähligen Zuschauern und Schwertransportfans verfolgt. Ludwig Schmidtmeier war extra angereist und ziemlich sprachlos: „Da kann man sich nur wundern, wenn man das so sieht. Die Technik, die da dasteht – brutal, sowas muss man erst einmal gesehen haben.“. Ein weiterer Zuschauer kann es eigentlich noch gar nicht fassen, welche Ausmaße der Transport hat: „Klar, im Fernsehen, aber live sieht man das nicht alle Tage.“

Auch wenn die Planung gut war, so geriet der Transport des Kolosses zwischenzeitlich ins Stocken. Zwei im Halteverbot geparkte Lastwagen versperrten den Weg und es musste erst eine Lösung gefunden. André Krause, Projektleiter der Kahl-Unternehmensgruppe, hatte aber noch einen Plan B in der Hinterhand: „Wir haben kurzerhand das gegenüberstehende Fahrzeug dann einmal kurz vom Abschleppdienst beiseitenehmen und wieder hinstellen lassen“.

Ansonsten hielten sich die Schwierigkeiten in Grenzen. Lediglich ein Ast war im Weg, aber der wurde kurzerhand einfach zurechtgestutzt. Trotzdem war der Weltrekordtraffo für den Weg von rund acht Kilometern über neun Stunden auf Nürnbergs Straßen unterwegs.

Und statt einer Ankunftszeit von geplanten 3 Uhr wurde es 8 Uhr, bis der Tross seinen Zwischenstandort am Hafen erreicht hatte. Hier ging es dann, mit nur vier Stunden Schlaf, weiter. Sicherungsketten wurden gelöst, letzte Planungen durchgeführt, ehe der Tausendfüßler von Schwerlaster sich langsam in Bewegung setzte, um unter der Lastenbrücke zu stoppen.

Per Hubwagen wurden anschließend Fachleute in schwindelerregende Höhe gefahren, wo sie gigantische Metallschlingen um den Transformator legten. Um 16 Uhr, und damit gute sechs Stunden später als geplant, hing der graue Klotz sprichwörtlich am Haken. Erst jetzt wagten die Fachleute die Sicherungsstifte zu ziehen und die Seitenbrücken zu entfernen, sodass der Transformator frei schweben konnte. In Zeitlupe wurde er schließlich angehoben und in den Bauch des bereitstehenden Schiffs verfrachtet.

Von hier ging es dann weiter zum Hafen nach Rotterdam, wo er endgültig für seine Reise nach Peking verfrachtet werden sollte. Doch davon bekommen die XXL-Profis um Andrè Krause nichts mehr mit. Denn sie sind schon wieder unterwegs nach Hamburg, um den nächsten Pfundskerl durch Deutschland zu transportieren.



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