Monatelang waren die Teams von Siemens und den unterschiedlichen Transportfirmen beschäftigt, um den 3.324 kilometerlangen Weg des Weltrekordtrafos von Nürnberg nach China zu planen. Bereits bei Auftragseingang war klar, dass das keine Standardlieferung sein wird: Der 875-Tonnen-Koloss ist weltweit der erste Transformator mit 1.100 Kilovolt für Hochspannungsgleichstrom-Übertragungsanlagen (HGÜ). Mit fast 65 Meter Länge und über 7 Meter Breite fällt der Transport auch bei den Profis unter die Kategorie XXXL.
In der vergangenen Woche
wurde der erste Transformator am Siemens-Werk in Nürnberg auf die Straße
geschickt und bewegte sich im Schneckentempo in Nürnberger Hafen.
Das
Spektakel wurde an der ganzen Strecke von unzähligen Zuschauern und
Schwertransportfans verfolgt. Ludwig Schmidtmeier war extra angereist
und ziemlich sprachlos: „Da kann man sich nur wundern, wenn man das so
sieht. Die Technik, die da dasteht – brutal, sowas muss man erst einmal
gesehen haben.“. Ein weiterer Zuschauer kann es eigentlich noch gar
nicht fassen, welche Ausmaße der Transport hat: „Klar, im Fernsehen,
aber live sieht man das nicht alle Tage.“
Auch wenn die Planung
gut war, so geriet der Transport des Kolosses zwischenzeitlich ins
Stocken. Zwei im Halteverbot geparkte Lastwagen versperrten den Weg und
es musste erst eine Lösung gefunden. André Krause, Projektleiter der
Kahl-Unternehmensgruppe, hatte aber noch einen Plan B in der Hinterhand:
„Wir haben kurzerhand das gegenüberstehende Fahrzeug dann einmal kurz
vom Abschleppdienst beiseitenehmen und wieder hinstellen lassen“.
Ansonsten
hielten sich die Schwierigkeiten in Grenzen. Lediglich ein Ast war im
Weg, aber der wurde kurzerhand einfach zurechtgestutzt. Trotzdem war der
Weltrekordtraffo für den Weg von rund acht Kilometern über neun Stunden
auf Nürnbergs Straßen unterwegs.
Und statt einer Ankunftszeit von geplanten 3 Uhr wurde es 8 Uhr, bis der Tross seinen Zwischenstandort am Hafen erreicht hatte. Hier ging es dann, mit nur vier Stunden Schlaf, weiter. Sicherungsketten wurden gelöst, letzte Planungen durchgeführt, ehe der Tausendfüßler von Schwerlaster sich langsam in Bewegung setzte, um unter der Lastenbrücke zu stoppen.
Per Hubwagen wurden anschließend Fachleute in schwindelerregende Höhe gefahren, wo sie gigantische Metallschlingen um den Transformator legten. Um 16 Uhr, und damit gute sechs Stunden später als geplant, hing der graue Klotz sprichwörtlich am Haken. Erst jetzt wagten die Fachleute die Sicherungsstifte zu ziehen und die Seitenbrücken zu entfernen, sodass der Transformator frei schweben konnte. In Zeitlupe wurde er schließlich angehoben und in den Bauch des bereitstehenden Schiffs verfrachtet.
Von hier ging es dann weiter zum Hafen nach
Rotterdam, wo er endgültig für seine Reise nach Peking verfrachtet
werden sollte. Doch davon bekommen die XXL-Profis um Andrè Krause nichts
mehr mit. Denn sie sind schon wieder unterwegs nach Hamburg, um den
nächsten Pfundskerl durch Deutschland zu transportieren.