Alles andere als perfekt verlief der Jahresstart für Augenoptikermeister Michael Högl aus München. Denn als er Anfang Januar sein Geschäft in der Nymphenburger Straße am Rotkreuzplatz aufschloss, traute er seinen Augen nicht: "Die Böden waren kaputt, der Putz runtergebröckelt, in der Werkstatt hatten wir einen kleinen See mit Swimmingpool." Das ganze Wochenende war nach einem Rohrbruch in der Wohnung über dem Optiker das Wasser durch den Laden geflossen und hatte vieles zerstört.
Doch Högl hat aus der Not eine Tugend gemacht und kurzerhand einen "Brillen-Doppeldecker-Bus" organisiert. Dieser waschechte Brite verrichtete zwar früher nicht seine Dienste für die königliche Majestät, aber immerhin auf Londons Straßen. Bereits vor zehn Jahren hatte der rote Bus bei Sanierungsarbeiten gute Dienste geleistet und so parkte Högl den 40 Jahre alten Oldtimer nun wieder vor seinem Geschäft. "Brille putzen, ausbessern, biegen. Wir können hier alles machen", lächelt er, während er Kundin Irene Frey bedient, die begeistert ist: "Ist doch eine super Idee. Hatte ich vorher gar nicht mitbekommen, aber er ist ja nun nicht schwer zu finden."
Sogar Schulklassen kämen auf eine Stippvisite vorbei und genießen die Aussicht aus dem oberen Deck. Zwar sei jetzt alles etwas beengter und nicht mehr so großzügig, aber dennoch könne er den gleichen Service anbieten, wie im Geschäft. Zunächst habe er über einen Verkaufswagen oder einen Container nachgedacht: "Doch das ist doch langweilig und dröge." Und da habe er sich an die Firma eines Bekannten erinnert, welche unter anderem dieses außergewöhnliche Gefährt verleiht.
Nachdem er von der Stadt eine Sondergenehmigung für den Verkauf auf der Straße bekommen hatte, stellte er den Bus in einer Parkbucht direkt vor dem Laden ab. Noch rund zwei Wochen werden die Brillen zwar nicht mit einer Tasse Tee, aber immerhin im charmanten britischen Ambiente verkauft, ehe es zurück in das dann sanierte Geschäft geht. Möglicherweise zum Leidwesen so manches Münchner, der sich mittlerweile an den seltenen Anblick in der bayerischen Metropole gewöhnt hat.