02.08.2017 - Goldlauter - News Nr.: 11650
Abbruchhaus wird zum Streitobjekt
Stadt lässt Durchgangsstraße in Dorf aufgrund von Einsturzgefahr eines verlassenen Wohnhauses sperren und schließt fast halbe Ortsgemeinschaft aus - Scharfe Kritik von Anwohnern und Hilfsorganisationen am Vorgehen - Rettungsweg für Feuerwehrwagen verlängert sich deutlich - Fußgänger müssen nun 25 Minuten Umweg in Kauf nehmen nehmen

© NEWS5 / Ittig

Die kleine Ortschaft Goldlauter, ein Stadtteil von Suhl, liegt eigentlich verschlafen am Südhang des Thüringer Waldes. In dem 2.500 Einwohner-Ort kennt jeder quasi jeden, man unterhält sich und genießt das ruhige Leben. Doch seit dieser Woche herrscht nun helle Aufregung. Der Grund dafür findet sich in der Suhler Straße.

Denn hier steht die Hausnummer 27, ein unscheinbares Anwesen, was jedoch offensichtlich stark in die Jahre gekommen ist. Und genau da liegt das Problem. Die damaligen Bewohner seien verstorben, Erben gab es nicht, sodass es für einen symbolischen Euro verkauft wurde, wie Nachbarn berichten. Doch der neue Besitzer kümmerte sich nicht mehr um das Gebäude, lebt vermutlich mittellos in Asien. Mittlerweile ist das Dach teilweise eingestürzt, der Giebel abgesackt und Risse an der Wand entstanden. Insbesondere nach den letzten Unwettern am Wochenende seien Schäden massiv geworden.

Zu viel, wie die Stadtspitze nun entschieden hat. Sie sieht Gefahr in Verzug und hat das THW kurzfristig damit beauftragt, ein Schutzgerüst für Nachbarhäuser und Fußgänger zu schaffen. Die Folge: die Suhler Straße ist seit dieser Woche damit komplett blockiert. Ein Durchkommen in das Oberdorf ist nicht mehr möglich. Verkehrsteilnehmer müssen einen Umweg von acht Minuten für Autofahrer und 25 Minuten für Fußgänger nun in Kauf nehmen, um ungefährdet von A nach B zu gelangen.

Und es gibt noch ein Problem. "Die Umleitung gestaltet sich für Feuerwehrfahrzeuge als schwierig", berichtet Dirk Leopold von der Feuerwehr Suhl. Denn die historischen Straßen seien für Pferdefuhrwerke gebaut geworden, nicht für tonnenschwere Löschwagen. Anwohner wurden gebeten, ihre Autos künftig woanders zu parken. Sollte dies nicht geschehen, bleibt die Feuerwehr stecken. Wie schnell es brennen kann, zeigt ein Feuer im Kindergarten im Ort, wo die Feuerwehr in letztes Sekunde einen Großbrand verhindern konnte. Nun brauchen die Einsatzkräfte mindestens drei Minuten mehr. Drei Minuten, die bei einem Herzstillstand bei einem Patienten die Überlebenschancen um 30 Prozent reduzieren würden.

"Wir müssen hoffen, dass nichts passiert", erklärt da Ortsbürgermeister Matthias Gering. Und falls doch, könne das aufgebaute Gerüst schnell abgebaut werden - glaubt er. Das THW ist als Aufsteller da anderer Meinung: "Wir brauchen mindestens 30 Minuten plus Vorlaufzeit, was die Alarmierung und die Anfahrt angehen."

Die Stadt sei bemüht, so schnell wie möglich einen Abriss des Gebäudes zu organisieren. Solange müssten die Anwohner in den sauren Apfel beißen und die Einschränkungen in Kauf nehmen. Wie lange es nun dauern wird, bis da Haus dem Erdboden gleich gemacht sei, das könne derzeit jedoch niemand sagen.


Hinweis an MDR: Material via WebFT unter dem Titel "Haus_Goldlauter" bereits hochgeladen.


Weiterführende Informationen

© 2002 - 2025 by 5NETWORK / PICTURE5 / Medienhaus Nürnberg / 10nach8 / NEWS5. All rights reserved. / 2.0.0