18.06.2019 - Bindlach - News Nr.: 15727
Schutzzone wird zur Todesfalle: Kitzrettung per Drohne
100.000 Rehkitze sterben in jedem Jahr bei Mäharbeiten auf Deutschlands Feldern - Tierschützer schlagen sich die Nacht um die Ohren, um Rehkitze mit einer Drohne vor den Mäharbeiten aufzuspüren - "Würden wir sie nicht aus den Feldern holen, würden die Kitze an einem sinnlosen Tod sterben oder verstümmelt werden", sagt einer der Retter - Bereits über 135 Tiere dieses Jahr gerettet

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Wir haben folgende Story für Sie recherchiert:

Es ist 4:30 Uhr am Morgen, als für Daniel Blaurock, Dieter Hampe und Rupprecht Walch der Tag beginnt. Während die meisten anderen noch in ihren Betten schlummern, stehen die drei Jäger schon auf einem Feld in der Nähe des schwäbischen Nördlingens (Donau-Ries-Kreis) und lassen ihre Drohne starten. Warum der ganze Aufwand? "In dem Feld, das heute gemäht wird, könnten Rehkitze liegen. Die rennen, wenn der Bauer mit dem Traktor kommt nicht weg, sondern drücken sich gegen den Boden und denken, sie seien sicher", erklärt Walch. Rund 100.000 Rehkitze kommen so bei Mäharbeiten jährlich in Deutschland um.

Kurz nachdem Walchs Drohne, die mit einer Wärmebildkamera ausgestattet ist, in die Luft abgehoben ist, erkennt der 27-Jährige einen Wärmepunkt. "Der Punkt zeichnet sich deutlich ab, das deutet auf ein Rehkitz hin", erklärt Walch. Blaurock, der wie Walch Jäger ist und sich nebenbei ehrenamtlich engagiert, eilt darauf auf das Feld und lässt sich via Funkgerät metergenau zum Wärmepunkt lotsen. Ein Rehkitz findet er dort nicht, dafür aber fünf Junghasen. Die sind gerade einmal so groß wie seine Handfläche. "Die hätten keine Chance gehabt, vor dem Mähdrescher zu flüchten", erklärt Blaurock während er die Junghasen vorsichtig einfängt und in eine Kiste setzt.

Nachdem sie das erste Feld komplett mit der Drohne abgesucht haben, geht es für das Trio weiter zum nächsten Feld. Das Spiel beginnt erneut. Die Tierschützer lassen wieder ihre Drohne abheben und finden dieses Mal tatsächlich ein Rehkitz mitten auf dem Acker. Blaurock und Walch können das Tier gemeinsam einfangen und so vor dem sicheren Tod retten. "Würden wir die Kitze nicht aus den Feldern holen, würden sie sterben oder verstümmelt werden", sagt Blaurock.

Insgesamt 30 Hektar an Feldern suchen die Tierretter an jenem Tag ab. Gegen 9:30 Uhr am Morgen haben die Bauern dann ihre Felder abgemäht. Kurz darauf setzt das Trio die fünf gefunden Junghasen und die Rehkitze, die sie im Laufe des Morgens gefunden haben, wieder aus. "Es hat sich gelohnt, so früh aufzustehen. Wir haben die Hasen und die Kitze heute vor dem sinnlosen Tod bewahrt", sagt der gelernte Jäger Walch.

Ortswechsel: Auch in Benk im Bayreuther Land sind die Tierschützer früh aufgestanden, um nach Kitzen im hohen Gras zu schauen. Und ihr Einsatz zahlt sich aus. Bei 70 Absuchen in diesem Jahr konnten schon 135 Jungtiere vor dem sicheren Tod gerettet werden. Ein gutes Gefühl für die Ehrenamtlichen, aber auch die Landwirte, welche nach anfänglichem Zögern immer häufiger die Kitzrettung informieren. Ohne diese wären die sommerlichen Arbeiten auf dem Feld für den Nachwuchs oftmals der sichere Tod.



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