14.06.2019 - Wildeck - News Nr.: 15703
Kleines Tier, große Wirkung: Biberdamm sorgte für Aufregung
Nagetier staute Regengraben in Thüringen so auf, dass Klärwerk in Hessen mit Rückstau zu kämpfen hatte – Kieswerk, Umweltamt und Naturschutzbund suchten gemeinsam nach Lösung – Damm mit Genehmigung etwas abgetragen und Umleitungsgerinne gebaut, um Lebensraum nicht zu zerstören

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Wir haben folgende Story für Sie recherchiert:

Der Biber, seit Millionen von Jahren eigentlich in unseren Landen beheimatet, war er doch fast ausgerottet. Inzwischen erfreut sich das geschützte Tier wieder größerer Population. Jedoch kommt es immer wieder zu „Kollisionen“ zwischen Mensch und pflanzenfressendem Nagetier. Wird vielerorts nur über den Biber geschimpft, so setzten sich an der thüringischen und hessischen Grenze die Betroffenen zusammen und suchten eine für alle akzeptable Lösung.

Das putzige Tierchen hatte sich hier nämlich in einem Regengraben auf dem Gelände eines Kieswerks im Wartburgkreis sein neues Revier gesucht. Eine ruhige Lage, genügend Futterreserven und natürlich das Gewässer selbst waren hierfür wohl ausschlaggebend. Gut 70 bis 80 Zentimeter Wassertiefe benötigt der Biber jedoch. Zum einen, um sich im feuchten Nass zu verstecken und zum anderen, damit der Eingang zu seiner Burg immer unter der Oberfläche liegt und das Gewässer nie ganz zufriert. Sind von Natur aus diese Gegebenheiten nicht vorhanden, so fängt der Nager an Dämme zu bauen und das Wasser aufzustauen.

Ansich sollte dies auf dem Gelände eines Kieswerks kein Problem darstellen, mag sich vielleicht der eine oder ander denken – jedoch waren in diesem Falle die Folgen viel weitreichender. Der Wasserstand staute sich bis ins benachbarte Hessen auf. „Dann kriegt die Kläranlage in Hessen duch den Biber, der in Thüringen einen Damm baut, ein Problem“, so Marcus Orla-Münder, Projektkoordinator beim Bibermanagement in Thüringen. Eine Lösung musste her, die das geschützte Tier in seinem Lebensraum nicht beeinträchtigt oder daraus vertreibt. Nach Rücksprachen zwischen den einzelnen Stellen, dem Naturschutzbund, dem Umweltamt im Wartburgkreis, und der Betreiberfirma des Kieswerks, fanden sich nach und nach Lösungsansätze.

Während mit einer Ausnahmegenehmigung Teile des Biberdamms abgetragen wurden, verlegten Arbeiter des Kieswerks ein Umgebungsgerinne. Diese leitet das feuchte Nass ab einem gewissen Wasserstand um den Damm herum, damit es nicht mehr zu einem Rückstau kommen kann. Natürlich nicht so, dass es den natürlichen und benötigten Lebensraum des zweitgrößten Nagetiers beeinflusst. Nun heißt es warten und hoffen, dass der Biber sich nach der Veränderung immer noch in seinem Revier heimisch fühlt und nicht abwandert. Aktuell ist das schwer zu beurteilen, denn das Hochwasser spülte einen Teil des Dammes weg. Zudem sind zu dieser Jahreszeit Bissspuren des Bibers nur schwer zu entdecken, weil er sich aktuell eher an krautige Pflanzen als Nahrung hält.


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