05.05.2019 - Prichsenstadt - News Nr.: 15434
"Es zerreißt einem fast das Herz": Weinbauer kämpfen gegen Frostschäden
Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, wie am Wochenende, könnten Ernte vernichten - Winzer lassen Hänge in Franken durch Fackeln erleuchten - Prozedere soll Totalausfall verhindern - 26-jährige Winzerin Kerstin Laufer im Ton: "Bei einer Stunde unter Null kann man von 20 Prozent Schaden reden. Habe ich -4 Grad, dann ist sowieso fast alles hinüber." - Bis zu ein Drittel der Reben durch Frost zerstört

© NEWS5 / Merzbach

Wir haben folgende Story für Sie recherchiert:

Die Nächte an diesem Wochenende waren für Jungwinzerin Kerstin Laufer kurz. Denn bereits eine Woche vor den Eisheiligen ging der Blick der 26-Jährigen unruhig zum Thermometer. Denn durch die Kältewelle Anfang Mai rauschte in vielen Anbaugebieten die Temperatur unter den Gefrierpunkt - und wird zur Gefahr für die Ernte. So auch in Bimbach (Lkr. Kitzingen), wo das Weingut Laufer aus dem Kreis Bamberg verschiedene Traubensorten anbaut. Um kurz nach 2 Uhr am frühen Sonntagmorgen (05.05.2019) war dann klar: Wenn die Ernte gerettet werden soll, dann muss jetzt reagiert und die Maßnahmen ergriffen werden, die in den vergangenen Tagen vorbereitet wurden.

Laufer und ihr Kollege Johannes Weichert, beide Techniker für Weinbau und Oenologie, rückten bei rund -0,5 Grad Celsius an, um die Reben vor dem Kältetod zu schützen. Bereits im Vorfeld hatten sie circa 200 Paraffinfackeln in Feuertöpfen auf dem rund 2,5 Hektar großen Weinberg verteilt, wo die Premium-Tropfen angebaut werden. Vorrangig galt es für sie die besonders anfälligen Rebsorten Weißburgunder und Chardonnay zu schützen. Nach und nach entzündeten sie die Fackeln und tauchten den Weinberg damit in ein einmaliges Licht.

"Es ist im Prinzip eine Folge des Klimawandels", erklärt Weichert. "Dadurch, dass die Winter milder sind und wir wärmer starten, sind die Reben früher mit dem Austrieb dran. Aktuell bis zu 10 Tage vor dem langjährigen Schnitt." Die Eisheiligen sind für die Weinbauern natürlich kein unbekanntes Phänomen, doch früher waren die Reben noch geschlossen. Dieses Bild hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt, wodurch das feine Blattwerk dem Frost schutzlos ausgesetzt ist. 

Bereits wenige Stunden würden ausreichen, um die Ernte massiv zu dezimieren oder gar völlig zu zerstören. "Bei einer Stunde kann man von 20 Prozent Schaden reden, habe ich -4 Grad, dann ist sowieso fast alles hinüber", erzählt Laufer. Durch das gefrorene Wasser zerplatzen die Zellen der Reben und diese gehen binnen kürzester Zeit ein. "Das zerreißt einem fast das Herz und ist ein ganz trauriger Anblick", findet Laufer, weshalb sie auch nur wenig Zeit hat, das eigentlich romantisch anmutende Bild des brennenden Hangs zu genießen.

Auch in der Nacht auf Montag rutschte das Thermometer nahe an die null Grad Marke. Ob die Feuer-Aktion tatsächlich erfolgreich war, wird sich erst am Montagvormittag zeigen. Dann werden Laufer und ihre Kollegen sämtliche Weinberge abfahren und die Reben kontrollieren. Bis dahin heißt es Bangen und das Beste zu hoffen.


Update: 06.05.2019

Eine Kontrolle durch Kerstin Laufer zeigte am Montag das erschreckende Ergebnis. 20 bis 30 Prozent der Reben sind erfroren, obwohl die Feuertöpfe in der ersten Nacht brannten. Bereits jetzt sind die Blätter braun und teilweise abgestorben. Laufer zeigte sich angesichts dieser Situation enttäuscht und frustriert.


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