15.02.2019 - Leipzig - News Nr.: 14952
Die grünen Lungen Leipzigs drohen einzugehen
Umweltschützer kritisieren Bauvorhaben der Stadt unter anderem am Wilhelm-Leuschner-Platz scharf - Bis zu 85 Hektar Lebensraum in den letzten zwei Jahren verloren gegangen - Wichtige Brutstätten für Vögel sollen zerstört werden - NABU demonstriert und fordert Umdenken

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Zugegeben, wirklich einladend und lebhaft wirkt der Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig nicht. Doch im Herzen der Stadt wimmel es nur so vor Leben, wie der NABU herausgefunden hat. Insgesamt 29 Vogelarten haben sich eingenistet, 16 von ihnen brüten hier sogar.

Doch dieser wertvolle Lebensraum droht nun vernichtet zu werden, so die Befürchtungen der Umweltschützer, weshalb sie diese Woche auf die Straße gegangen sind. Ohne Rücksicht auf Verluste habe die Stadt hier Bauplanungen durchgeführt und schon bald sollen die Bagger anrollen. Bäume und Sträucher, die als Rückzugsort für viele Tiere dienen, gehen dann verloren. NABU-Sprecher René Sievert fordert die Stadt zu einem Umdenken auf: "Hier sind Arten, von denen man sich aus Rechtswegen kümmern müsste. Dem kommt die Stadt aber nicht nach. Wir haben vor einigen Jahren darauf hingewiesen, als es Gespräche mit der Stadt gab. Allerdings ist seitdem nichts bei rausgekommen." Dabei wäre es durchaus möglich, fortschrittlich und beispielhaft in der Bau- und Umweltschutzplanung zu sein.

Stattdessen würde die Stadt sich jedoch nur in Broschüren als grün bewerben, in der Realität sähe dies anders aus. Fast täglich würden besorgte Bürger bei Sievert anrufen und berichten, wie immer mehr Bäume weggeschnitten werden würden. Seit Ende 2016 sollen so 85 Hektar Lebensraum nach eigenen Berechnungen verschwunden sein.

Die Stadt sieht sich jedoch nicht in der Pflicht, wie Heinrich Neu als Abteilungsleitung des Stadtplanungsamtes betont: "Wir haben natürlich das Interesse auch den Arten- und Vogelschutz in der Planung zu berücksichtigen. Deshalb haben wir Gutachten gemacht, die belegen sollen, dass auch die Sicherung der Lebensräume für die Arten auch hier zu große Teilen möglich ist." Solche Planungsverfahren würden immer über längere Zeit andauern, in der die Kommunikation mit verschiedenen Stellen entsprechend aufwändig sei. Aber das Ziel sei es, alle Interessen zu vereinen und eine für alle Seiten praktikable Lösung zu finden. Hier sei die Stadt weiterhin auch bemüht und reiche dem Naturschutzbund die Hand der Zusammenarbeit.


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