19.07.2016 - Würzburg - News Nr.: 9844
Am Tag nach dem Amoklauf
Abtransport der Leiche des Angreifers

© NEWS5 / Herse

Auch am Tag nach dem Amoklauf ist die Fassungslosigkeit in Würzburg-Heidingsfeld groß. Etwa 15 Stunden nach der furchtbaren Bluttat ist die Polizei immer noch dabei, Spuren zu sichern und den Tatort zu vermessen. Mittlerweile kristallisiert sich immer mehr heraus, dass es sich sogar um drei Tatorte handelt. Nachdem der 17-jährige Afghane im Zug mit Messer und Axt um sich schlug und drei Menschen verletzte, traf er nach einer 600 Meter langen Flucht an einer Lagerhalle vermutlich auf eine Passantin. Diese schlug er ebenfalls nieder und fügte ihr lebensgefährliche Verletzungen zu. Polizisten hatten sich bereits an die Fersen des Amokläufers geheftet. Die Flucht ging dann 200 Meter weiter über ein Feld zu den Mainauen, wo Spezialeinsatzkräfte den Mann stellen konnten. Nachdem er erneut auf die Beamten losging, eröffneten sich das Feuer und töteten ihn.

Das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen aufgenommen. Er kam als minderjähriger Flüchtling ohne seine Eltern am 30. Juni 2015 nach Deutschland und wurde in Passau registriert. Der 17-jährige lebte erst in einem Flüchtlingsheim und seit zwei Wochen bei Pflegeeltern. Sogar eine Aussicht auf eine Lehrstelle soll er gehabt haben. Das Zimmer des Jugendlichen wurde durchsucht. Dort wurden nicht nur eine selbstgemalte IS-Flagge gefunden, sondern auch ein Schriftstück, welches für eine Selbstradikalisierung spricht. Allerdings ist dies noch nicht definitiv nachgewiesen worden, nachdem der Brief patschtunischen Sprache verfasst wurde. Zudem hat ISIS inzwischen die Verantwortung für das Attentat übernommen, dies berichtet zumindest die Nachrichtenagentur Amak. Bislang war der Täter nicht als islamistisch auffällig bei der Polizei bekannt, aber die Staatsanwaltschaft bezeichnet ihn als gläubigen Muslim. Inzwischen ist ein mutmaßliches Bekennervideo von der Terrormiliz ISIS veröffentlicht worden. Es soll den vermeintlichen Attentäter zeigen. Er hat es scheinbar vor der Tat an ISIS geschickt. Spricht über Rache an der Anti-ISIS-Koalition wegen ihrer Angriffe, dabei hat er ein Messer in der Hand. Inzwischen gehen die Ermittler davon aus, dass der junge Afghane mit einem „unbedingtem Tötungsvorsatz“ handelte.


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