23.09.2015 - Hof - News Nr.: 7604
112 für den besten Freund des Menschen
Im Einsatz mit der Tierrettung im Kampf um Leben und Tod

© NEWS5 / Fricke

Wenn bei Peter Hartbauer das Handy klingelt, dann geht es um Minuten. Schnell in die rote Einsatzjacke und -hose geschlüpft, geht es raus zum Auto. Was ihn genau erwartet, weiß er noch nicht. Hartbauer ist Tierheilpraktiker und Tiersanitäter aus Leidenschaft. Sein Hobby ist es, das Leben von Tieren aller Art zu retten. Der „Notarzt“ für den besten Freund des Menschen ist gemeinsam mit einem zwölfköpfigen Team an Freiwilligen rund um die Uhr erreichbar, um im Notfall Leben zu retten.

Sein erster Einsatz führt den Tierliebhaber in eine Wohnsiedlung in einem Dorf bei Hof. Dort bereitet Hund Doggy seinen Besitzern große Kummer. Seit dem Vorabend konnte er seine beiden Hinterläufe immer weniger belasten, nun robbt das Tier tatsächlich nur noch auf dem Gesäß über den Boden. Fachmännisch begutachtet Hartbauer das Tier, während seine Kollegin Jasmin Schrittenlocher die Vitalparameter aufschreibt. Mit gezielten Griffen kontrolliert der Tiersanitäter, ob Doggy noch Gefühl in seinen Hinterläufen hat - was offensichtlich nicht der Fall ist. „Es kann ein Nerv eingeklemmt sein“, mutmaßt der Retter, doch er befürchtet einen Schlaganfall. Dieser kann auch, wie beim Menschen, lebensgefährlich sein, weshalb Hartbauer keine Sekunde verlieren will und das Tier samt Frauchen in den „Rettungswagen“ packt und in die Klinik fährt, wo Ärzte den Symptomen genauer auf den Grund gehen.

Der nächste Alarm klingt deutlich dramatischer. Nach einem Autounfall vor einigen Tagen wirkt der Hund von Oliver Wächter immer passiver: „Ich habe den Traktor angefangen zu überholen, dann war das Auto vor mir und es hat gekracht. Ich weiß noch, dass ich wenig später meine Mutter angerufen habe, dass sie sich um den Hund kümmern sollte.“ Während der Unfall für Wächter mit schweren Prellungen im Krankenhaus endete, wird das Tier in eine Klinik gebracht und ein gebrochener Oberschenkelknochen dort geschient. Doch der Zustand von ’Schnute’ verschlimmert sich in den Folgetagen weiter. Im Tier-RTW geht es zurück in die Tierklinik. Dort leiten die Ärzte sofort eine Not-OP ein, entfernen die Milz. Doch trotz des sofortigen Eingreifens der Mediziner und einer zunächst optimistischen Prognose kommt hier jede Hilfe zu spät - Schnute wird wenige Tage später ihren Verletzungen erlegen.

Alarm Nummer 3 klingt kurios und ist zugleich alltäglich für Hartbauer und Kollegin Jasmin. Immer wieder müssen sie Tiere aus Notlagen befreien. Ob die Katze auf dem Baum, den Hamster im Spielzeug oder den Hund im Schacht - es gibt nichts, was die Tierretter noch nicht gesehen haben. Aber dieser Fall zaubert den Helfern ein Lächeln auf den Lippen. Offensichtlich verirrt hatte sich ein Katzenbaby in einem Maisfeld, wo es von Spaziergängern entdeckt wurde. Doch ‚Felix' liebt anscheinend die Freiheit und sieht es überhaupt nicht ein, sich per Köcher einfangen zu lassen. Erst mit viel gutem Zureden und noch viel langsameren Bewegungen gelingt es Hartbauer schließlich, das kleine Kätzchen unter lautem Mauzen zu fangen. „Es ist schön zu sehen, wie man helfen kann. Wenn es der Katze gut geht, wird sie durch uns kostenlos weitervermittelt.“ Lange Verschnaufpausen haben die Tierretter aber nicht, denn heute geht es Schlag auf Schlag. Noch vom Maisfeld starten die Retter zum nächsten Fall, bei dem es erneut um Leben und Tod geht.

Eine Katze hat Blaukorn gefressen, das Herz hat ausgesetzt, die Retter müssen reanimieren. Nachdem es ihnen gelungen ist, das Kätzchen wieder zu beleben, versuchen sie nun den Magen auszupumpen und den Kreislauf mit Infusionen zu stabilisieren. Schwach, aber lebend, geben sie die Katze in der Tierklinik ab. „Tiere sind für uns wie Menschen“, gibt Hartbauer zu Bedenken. „Wir können nicht in den Urlaub fahren, weil wir immer für die Tiere da sein wollen. In der letzten Nacht hab ich nur eine Stunde geschlafen, dann ging es sofort wieder raus“ Erst selbst ist zur Tierrettung gekommen, nachdem sein Hund schwer erkrankt war und es damals keine schnelle Hilfe gab. Diesen Zustand an Hilflosigkeit soll kein anderer Tierliebhaber verspüren, weshalb auch Tierarztpraxen gerne die Notfallnummer der Tierrettung weitergeben. „Es ist einfach ein schönes Gefühl, wenn wir helfen können“, beendet Hartbauer einen anstrengenden Tag.


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