22.07.2015 - Kammerstein - News Nr.: 7170
Überfahren und querschnittsgelähmt
Katzenbaby 'Lucky' kämpft sich tapfer zurück ins Leben

© News5 / Fechner

Es war bereits später Abend, als Patrick Fischer mit seinem Auto unterwegs nach Hause war. Gedankenverloren befuhr er die Landstraße zwischen Kammerstein und Schwabach, vor ihm zwei weitere Fahrzeuge. Plötzlich sieht er von rechts eine Katzenmutter mit ihren Jungtieren langsam auf die Straße laufen. Vor seinen Augen sieht er, wie ein Tier vom vordersten Wagen erfasst wurde und in den Graben geschleudert wurde. Doch sowohl der Unfallfahrer als auch seinen Hintermann machten irgendwelche Anstalten, um anzuhalten. Anders Fischer. Er stoppt seinen Wagen, rennt zu dem Tier und stellt erleichtert fest, dass es noch lebt. Doch nach der Freude die Angst. Was tun? Wen informieren? „Ich habe es in Facebook geschrieben und um Hilfe gebeten. Die kam auch schnell, sodass ich es zur Tierklinik fahren konnte“, berichtet der Ersthelfer. Mit dem verletzten Kätzchen auf dem Schoß, steuert er die Tierklinik Eibach im rund 15 Kilometer entfernten Nürnberg an, wo er gegen 1:30 Uhr eintraf. Dort hatte Dr. Wolfgang Kasper Dienst, der sich sofort dem Tier annahm und untersuchte. Er stellte zwar keine Verletzungen am Skelett fest, dafür jedoch an den Nervenbahnen. Der junge Kater ist gelähmt.


„Doch wir haben noch Hoffnung, dass das Tier sich wieder regeneriert“, betont Kasper. Das es sich bei Lucky um eine wahre Kämpfernatur handelt, wurde bereits am nächsten Morgen deutlich. Als wäre es nichts anders gewohnt, wuselte das Kätzchen durch seinen Käfig – wobei es die schlaffen Hinterpfötchen wie unnötiges Anhängsel hinter sich her zog. Derweil begann die Frage der Zuständigkeit. Da dass Tier offensichtlich keine Besitzer hatte, würde die Klinik auf den weiteren Behandlungskosten sitzenbleiben. Die drohende Folge: Tod durch Einschläferung. Doch erneut zeigte sich hier das Internet von seiner hilfsbereiten Seite.
Über Facebook wurde der Status hundertfach geteilt, sodass ihn auch Jennifer Lienert erreichte. Sie besprach sie kurz mit ihrem Freund Sirian Ousta und danach war klar, dass das Tier zu ihnen kommen soll. „Wir sind in die Klinik gefahren und haben uns sofort in das Tier verliebt. Wir arbeiten daran, dass sich die Nervenquetschungen wieder regenerieren“, berichtet Lienert, die nach wie vor von dem kleinen Racker fasziniert ist. Jeden Tag steht deswegen bis zu sechsmal Krankengymnastik an, auch Medikamente muss das Tier weiter nehmen. Entsprechend hohe Kosten sind das Problem, wo aber das Internet ebenfalls eine Antwort drauf findet. Mittlerweile sind zahlreiche Spenden eingegangen, mit denen zumindest ein Teil der Rechnungen beglichen werden konnten. Trotz alledem ist man weiter auf der Suche nach dem möglichen rechtmäßigen Besitzer von Lucky. Bis dahin bleibt sie in den Händen von Leihmutter Jennifer, wo sich das Tier prächtig erholt und sich keinen Deut um seine Behinderung schert. Katzen haben eben doch sieben Leben. Bei der Frage, ob er wieder so handeln würde, muss derweil Ersthelfer Patrick Fischer nicht lange überlegen: „Eine verletzte Katze lässt man nicht liegen. Das gehört sich einfach nicht.“


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