26.02.2018 - Neustadt an der Donau - News Nr.: 12808
Wenn das Eis unter den Füßen knackst
DLRG trainiert zurzeit intensiv Rettung von eingebrochenen Personen - Profis warnen eindringlich davor, jetzt schon auf vermeintlich zugefrorene Gewässer zu treten - Experten geben wertvolle Tipps, wie Betroffene und auch Ersthelfer im Notfall reagieren müssen

© NEWS5 / Pieknik

Der sibirische Winter hat Deutschland fest im Griff. Seit dem Wochenende rutscht das Thermometer bundesweit in den zweistelligen Minusbereich, mancherorts beträgt die gefühlte Temperatur unter 20 Grad unter Null. Auch auf den Seen und Flüssen bildet sich zusehends eine Eisschicht. Doch die Experten der DLRG warnen: Obwohl es so bitterkalt ist, trügt die Eisdicke.

15 Zentimeter bei stehendem und 20 Zentimetern bei fließendem Gewässer sei das Minimum der Eisschicht, um sicher auf dieser stehen zu können. Alles darunter wäre lebensgefährlich, so der eindringliche Appell von Alexander Forstner von der DLRG Neustadt a.d. Donau (Lkr. Kelheim), der zugleich darauf hinweist, dass noch nirgends in Bayern die entsprechende Standfestigkeit erreicht worden sei. Er und seine Kollegen trainieren in diesen Tagen daher Eiseinbrüche intensiv, da zu Beginn und zum Ende einer Kältewelle die Wahrscheinlichkeit eines Einsatzes besonders hoch ist.

Wer im Eis einbricht, habe nicht viel Zeit, um zu reagieren. "Es sind definitiv nur Minuten, ehe die Körperkerntemperatur so abgesunken ist, dass die Gliedmaßen taub werden und man untergeht", so Forstner. Wer kann, sollte versuchen langsam nach vorne zu robben und das dünne Eis wegzubrechen, bis man auf tragfähigeres trifft. Und wer das nicht schaffe, der sollte sich so wenig wie möglich bewegen und auf sich aufmerksam machen.

Doch auch Ersthelfer dürfen nicht unüberlegt auf das Eis gehen und sich in Gefahr begeben. "An vielen Seen gibt es Rettungsringe, die man werfen kann. Wer sich auf das Eis wagt, sollte sich nur auf dem Bauch vortasten und sich dem Betroffenen nicht zu sehr nähern: "Mit einer Unterlage, wie einer Tür, Leiter oder Schlitten, kann man die Fläche verteilen. Niemals sollte man der Person die Hand geben, da sie in Panik einen mit reinziehen kann und dann haben wir zwei Menschen im Wasser!" Am besten sei jedoch, dass man es gar nicht so weit kommen lasse, weswegen ein feines Gehör das Wichtigste ist. Denn sobald das Eis unter den Füßen knacke, sollten die Warnlampen angehen und der Rückweg angetreten werden.

Selbst für die Profis ist es eine Überwindung für Trainingszwecke ins Eis einzubrechen. "Man spürt trotz Neoprenanzug die Kälte sofort. Man hat schon ein mulmiges Gefühl dabei, wenn man vom Eis umgeben ist und nicht mehr selbst aus dem Wasser kommt", erzählt Trainings-Einbruchsopfer Lukas Huber. Damit man sich gar nicht in solche eine Lebensgefahr begibt, sollte man sich im Vorfeld des Eisvergnügens bei der Stadt oder Gemeinde über die Eisdicke der Gewässer informieren. Auch die DLRG und die Wasserwacht wissen zumeist Bescheid, wo in ihrem Gebiet bereits Eisflächen gefahrlos betreten werden können.


© 2002 - 2024 by 5NETWORK / PICTURE5 / Medienhaus Nürnberg / 10nach8 / NEWS5. All rights reserved. / 2.0.0