12.06.2017 - Landshut - News Nr.: 11366
Hundewelpen-Rettung undercover: Tierhehler überführt
Schmuggler bieten viel zu junge Tierbabys immer häufiger über eBay-Kleinanzeigen an und verkaufen sie auf abgelegenen Plätzen - Tierschützer geben sich als Käufer aus, um Welpen zu retten - Hunde oftmals krank, nicht geimpft oder gechipt- Alleine vergangene Woche vier Rettungsaktionen im Münchner Raum - Wir haben solch eine Aktion mit versteckter Kamera von Beginn bis zum Polizeieinsatz begleitet

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Tierbabys, die durch die Gegend tapsen, lösen bei den meisten Betrachtern oftmals ein verzücktes Seufzen aus. Entsprechend ist der Wunsch nach kleinen Welpen bei vielen Menschen sehr ausgeprägt. Doch mit einem Kaufpreis von 1.200€ und mehr liegen solche Tiere häufig außerhalb des realistischen Preisrahmens vieler Interessierten. 

Genau diesen Umstand machen sich Tierschmuggler zu Nutzen. Billig kaufen sie viel zu junge Welpen auf osteuropäischen Tiermärkten ein und verscherbeln sie in Deutschland für 400€ und damit zu einem Bruchteil des üblichen Preises. Dass die Welpen zumeist nicht geimpft oder gechipt sowie unterversorgt sind und viel zu früh von ihren Müttern losgerissen wurden, nehmen die zwielichtigen Händler in Kauf.

Ihr Treiben führen sie dabei nicht irgendwie im Untergrund aus, sondern verkaufen die Welpen am helllichten Tag. Mehrfach entdeckten Tierschützer mehrere Hundebabys auf Münchner Flohmärkten, wo die Vierbeiner zwischen Trödel und Graffel verramscht werden. Ebenfalls präsent sind die Händler im Internet. Auf eBay-Kleinanzeigen bieten sie ungeniert die Tiere zu einem Spottpreis an. Tierschützerin Melanie hat deswegen auf solche Portale ein besonderes Auge geworfen - und wird wie am vergangenen Donnerstag (08.06.2017) in Landshut fündig: "Die Anzeige ist mir sehr verdächtig vorgekommen. Die Bilder waren auffällig, dazu ein schlechtes Deutsch mit vielen Fehlern und der niedrige Preis." Sofort machten die Verkäufer den Vorschlag eines Treffens am nächsten Tag. 

Gemeinsam mit einem NEWS5-Reporter, der eine versteckte Kamera trug, fuhr sie zum Treffpunkt, von wo sie noch einmal woanders hingelotst wurde. Als dann während des Gesprächs klar wurde, dass die Tiere nicht legal verkauft werden, rief ein weiteres Kamerateam die Polizei. "Mir war schon ein bisschen mulmig. Die Händler wussten zuerst nicht, worum es geht. Als sie merkten, dass die Polizei wegen den Hunden kommt, wurden sie gleich nervöser und aggressiver", berichtet die 23-jährige Tierschützerin. Ganze vier solcher Rettungsaktionen hat sie alleine letzte Woche durchgeführt.

Die Polizei ordnete die Sicherstellung des Labradors und der italienischen Dogge, beide acht Wochen alt, in einem Münchner Tierheim an und leitete ein Ermittlungsverfahren ein. Hier landen viele solcher Fälle, weshalb das Verhalten von Käufer wie Verkäufer beim Heimleiterin Dr. Sandra Giltner auf Unverständnis stößt: "Die Menschen kaufen sich Hunde im Internet, weil es einfach ist. Ich weiß, wie viele Schuhe ich schon im Internet gekauft habe, die nicht gepasst haben. Niemals würde ich nie drauf kommen, wenn ich diese im Laden sehen würde. Warum dann bei Hunden?" Und auch wenn die Tiere oft bei Tageslicht angeboten werden, findet der deutlich größere Teil der Geschäfte nachts statt. "Es gibt so Umschlagplätze, da können sie zuschauen, wie die Hunde von einem Auto ins nächste gesteckt werden." Wie bei einem Satelliten-System geht es dann in den Fahrzeugen nach ganz Deutschland.

Polizei und Tierschützern fehlen die notwendigen Kapazitäten, um dieses perfide Geschäft wirklich zu stoppen. Daher appellieren beide eindringlich daran, sehr gewissenhaft sich nach einem Haustier umzuschauen. "Das Gespräch vor Ort ist das beste und wichtigste. Man sollte sich immer die Impfunterlagen und Stammbücher anschauen", gibt Polizeisprecher Stefan Scheibenzuber mit auf den Weg. Und auch in Tierheimen warten hunderte Tiere auf ein neues Zuhause. Diese verfügen über eine einwandfreie medizinische Vergangenheit und eine gute Betreuung. Denn so süß ein Hundewelpen auch ist. Niemand sollte auf dem Rücken seiner Gesundheit an Geld und Verantwortungsbewusstsein sparen.


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