31.05.2017 - Nürnberg - News Nr.: 11302
Bei Festnahme zur Abschiebung: Unglaubliche Szenen vor Berufsschule
Solidaritätskundgebung und Sitzblockade für Asylbewerber, der abgeschoben werden soll, eskaliert völlig - Wilde Auseinandersetzungen und absolutes Chaos - Polizei greift massiv durch - Verletzte nach Pfeffersprayeinsatz - Streifenwagen fährt durch Menschenmenge - Lage weiterhin unübersichtlich - Festnahmen und verletzte Demonstranten sowie Polizisten

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Die Abschiebung eines Asylbewerbers in Nürnberg ist am Mittwochmorgen (31.05.2017) nach einer Zeit der friedlichen Demonstration völlig eskaliert. Der 20-jährige Mann, bei dem es sich um einen Afghane handelt, befand sich gegen 8 Uhr in der Berufsschule am Berliner Platz, als die Polizei kam, um ihn für die Abschiebung mitzunehmen. Nach bisherigen Informationen sollte der Asylbewerber eine Ausbildung zum Schreiner absolviert haben und in diesem Rahmen eben Schüler der Berufsschule sein. Spontan entschieden sich rund 40 Berufsschüler aus verschiedenen Klassen für eine friedliche Sitzblockade um den Streifenwagen, um ihren Unmut über die geplante Abschiebung zu äußern. Nach ersten Auskünften unterstützt die Schule das Vorgehen nicht, kann es aber nicht unterbinden, nachdem die Sitzblockade auf der Straße vor dem Gelände stattfindet. 

Die Schüler hatten sich rund um den Streifenwagen niedergelassen, um ihn so an der Abfahrt zu hindern. War die Polizei zunächst nur mit einzelnen Streifenwagen vor Ort, rückten im weiteren Verlauf immer mehr Kräfte nach. Mit Sprechchören machten die mittlerweile auf rund 300 Demonstranten angewachsene Gruppe ihrem Unmut Luft. Sie forderten, dass Asylbewerber, die hier eine Ausbildung absolvieren auch bleiben dürfen. Nach rund zwei Stunden eskalierte die Lage dann völlig. Massiv ging die Polizei in die Menge, mittlerweile aus Schülern und Demonstranten bestehend, vor. Wilde Auseinandersetzungen und Rangeleien waren die Folge. Die Polizei setzte vereinzelnd Pfefferspray und Schlagstöcke gegen die Demonstranten ein, auch Hundeführer waren vor Ort. Mehrere Personen wurden in Gewahrsam genommen. Der betroffene Asylbewerber wurde von den Beamten spontan und mit massivem Aufgebot über eine Grünfläche zu einem anderen Streifenwagen gebracht und weggefahren, wobei er sich zur Wehr setzte und erneut von der aufgebrachten Menge unterstützt wurde. 

Im Anschluss fuhr der Streifenwagen, massiv abgesichert, durch die Menschengruppe auf eine Bundesstraße, verfolgt von über einhundert Demonstranten. Auch nach dem Abtransport des Asylbewerbers war die Situation noch nicht wieder beruhigt. Spontan wurde eine Demonstration angekündigt, die über eine Hauptverkehrsstraße Nürnbergs in die Innenstadt führen sollte. Ein entsprechendes Verkehrschaos war die Folge. Laut Polizei wurden mehrere Personen festgenommen, drei Polizisten wurden verletzt. Auch unter den Demonstranten gibt es Verletzte zu beklagen.

In den vergangenen Tagen hatten sich an mehreren Schulen in Bayern Schüler mit Asylbewerbern solidarisiert, die aus dem Gebäude herausgenommen und abgeschoben werden sollten. Dabei blieb es bislang jedoch immer gewaltfrei.


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