Eigentlich ist Helga Rogler für ihr Alter noch richtig fit. Mit ihren 78 Jahren lebt sie immer noch alleine, fährt noch Auto und nimmt aktiv am Leben teil. Nur mit dem Gedächtnis hat sie manchmal ihre Probleme. So auch an einem kalten November Tag 2016. Da überkam sie mitten in der Hofer Innenstadt ein natürliches Bedürfnis, weshalb sie eine öffentliche Toilette aufsuchte. Ihr Handy legte sie kurzzeitig ab - und vergaß es dann beim Verlassen. Als sie nur fünf Minuten später zurück zum WC geeilt war, war ihr Telefon bereits verschwunden. Gestohlen, eingesteckt, für immer abhanden gekommen. Der neue Besitzer hatte das Gerät sofort ausgeschaltet, womit eine Ortung nicht mehr möglich war.
Ein
schmerzlicher Verlust für die Seniorin, denn das Gerät ist ein ganz
besonderes. Als Seniorentelefon ist es mit einem Notrufknopf
ausgestattet. Wird dieser gedrückt, werden Verwandte per SMS und Anruf
darüber informiert, dass der Besitzerin, also Helga Rogler,
möglicherweise etwas zugestoßen ist. Und obwohl es nunmehr seit vier
Monaten verschollen ist, rief es sich diesen Mittwoch (18.01.2017) plötzlich wieder
in Erinnerung. Denn da saß Roglers Enkel Stephan an seinem Schreibtisch,
als auf einmal sein Handy vibrierte. „Helga Oma braucht Hilfe“
leuchtete auf dem Display auf. Doch die Nummer war eine ihm fremde.
Kurzerhand rief er zurück - und landete bei einer völlig fremden Frau.
Im Gespräch wird langsam deutlich, dass sie das Handy damals eingesteckt
hatte und bis heute nach eigenen Aussagen „aufbewahrt habe“. Sie würde
ihm es aber selbstverständlich gerne zurückgeben. „Doch wer ‚bewahrt‘
denn ein Handy in der Form auf, dass er es sofort ausschaltet und die
Sim-Karte austauscht?“, fragt sich der Enkel. Denn genau das tat die
Dame, vergaß dabei allerdings, auch die Handyeinstellungen zu löschen,
weshalb der Alarm auslöste, als sie auf den Knopf kam. Also informiert
Enkel Stephan die Polizei, die sofort hellhörig wurde und den jungen
Mann mit zwei Zivilpolizisten zum vereinbarten Übergabeort begleitete.
Dort
trifft er auf eine ältere ausländische Mitbürgerin, die beim
Aufeinandertreffen kurzerhand einen Finderlohn und eine Kopie des
Personalausweises fordert. In dem Moment schreiten die Beamten ein und
konfrontieren die Frau mit den Vorwürfen. „Sie haben das Handy bewusst
benutzt. Ich finde sowas unter aller Sau“, werden die Beamten deutlich.
Die Beklagte hat jedoch keinerlei Verständnis für die Anschuldigungen,
findet aber auch keine wirkliche Erklärung, wieso sie die Sim-Karte
getauscht und sich monatelang nicht gemeldet hat. „Das war echt dümmer
als die Polizei erlaubt“, findet Stephan und steht damit auch nicht
alleine da. Mirko Mutterer von der Polizei Hof findet ebenfalls klare
Worte: „Sowas ist mir in meiner ganzen Karriere noch nicht einmal
passiert!“. Die Staatsanwaltschaft in Hof hat nun die weiteren
Ermittlungen in dem Fall aufgenommen und das Handy zunächst einmal
sichergestellt.
Oma Helga freut sich derweil, bald zwei Handys zu
besitzen. Falls sie dann nochmal eins verlieren sollte, hätte sie dann
ja Ersatz. Und die Diebin hat sich definitiv nun für die inoffizielle
Auszeichnung „Dümmster Dieb des Jahres“ empfohlen.