05.12.2016 - Manteler Forst - News Nr.: 10445
Heldenhaftes Fahrmanöver verhindert Katastrophe
Junger Autofahrer überholt und bremst unkontrollierbares Auto aus, nachdem Fahrer Bewusstsein verloren hat

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Gerhard Pflaum ist zu einem Held geworden, der sehr wahrscheinlich die Leben mehrerer Menschen gerettet hat. Und dabei hat er eigentlich doch nur kurz einen Pferdetransport begleitet. Gemeinsam mit seiner Freundin Sarah unterstützt der 20-Jährige Tierheilpraktikerin Marita Pätzold beim Umzug ihres erkrankten Pferdes von Parkstein nach Mantel, im oberpfälzischen Landkreis Neustadt a.d. Waldnaab.

Vorneweg zieht ein 50-jähriger Bekannter in seinem Volvo den Pferdehänger. „Als er die Abfahrt auf die B470 verpasste, habe ich zunächst noch gedacht, dass er vielleicht eine Abkürzung kennt“, erinnert sich Pätzold. Doch dann sei der Wagen langsam auf den Grünstreifen geraten und habe einen Leitpfosten nach dem anderen umgefahren. Spätestens jetzt wird ihr klar, dass ihr Bekannter, der an Epilepsie leidet, erneut einen Anfall hat und nicht mehr ansprechbar ist. Insgesamt zwölf Pfosten fährt er um, ehe er auf die Gegenspur gerät und dort mehrfach die Leitplanke rammt. Doch aufgrund des eingestellten Tempomaten verliert das Gespann nicht an Fahrt - und fährt ohne Lenker mit beständigen 75 Stundenkilometern weiter.

Verzweifelt fährt sie neben den Volvo, versucht mit Hupen und Winken auf sich aufmerksam zu machen. Doch der Fahrer ist wie in einem Tunnel, hält die Hände am Lenkrad und blickt starr geradeaus. Als er wieder nach links abkommt und den Opel Corsa von Pätzold fast von der Straße drängt, muss sie abbremsen und sich wieder zurückfallen lassen. „Für mich war das irreal, wie im Film“, hat sie die Szenen immer noch im Kopf. Für sie war klar, dass diese Irrfahrt nur noch in einer Katastrophe enden kann.

Doch in dem Moment überholt Gerhard mit seinem Audi A3 die Fahrzeugkolonne und setzt sich vor den Volvo. „Ich habe dann vorsichtig abgebremst, bis ich gemerkt habe, wie er mir aufgefahren ist. Dann bin ich voll in die Eisen gegangen“, berichtet er von seiner heldenhaften Tat. Nach drei Kilometern, zwölf umgefahrenen Leitpfosten und 26 beschädigten Leitplanken-Feldern endet die gefährliche Situation und das führerlose Gespann ist endlich gestoppt.
Als Gerhard Pflaum und Marita Pätzold zu dem Unfallwagen eilen, ist der Fahrer immer noch nicht Herr seiner Sinne. Wie in Trance blickt er weiter nach vorne.

Als er langsam wieder zu Bewusstsein kommt, hat er keinerlei Erinnerungen mehr an die letzten Minuten und kann die Aufregung um seine Person nicht verstehen. Während sich Pätzold um das geschockte Pferd kümmert, welches das Spektakel aber unverletzt überstanden hat, schildert Gerhard den alarmierten Polizisten den Vorfall. Und die trauen ihren Ohren kaum, als die Zeugen ihnen von dem Vorfall berichten. „In meinen Dienstjahren habe ich sowas wirklich noch nicht erlebt“, berichtet der aufnehmende Beamte Michael Mutzbauer. Erst nach mehreren Erklärungsversuchen dämmert ihm und seinem Kollegen, was für ein Drama sich hier abgespielt haben muss. „Man will sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn der Mann unkontrolliert weiter in den Gegenverkehr gefahren wäre“, bringt es der Polizeikommissar auf den Punkt.

Der 50-Jährige kam zur Beobachtung in ein Krankenhaus. Die Polizei will nun prüfen, ob der Mann überhaupt noch in der gesundheitlichen Verfassung ist, ein Auto künftig führen zu dürfen.
Fest steht: Nur dem heldenhaften Verhalten von Gerhard Pflaum ist es zu verdanken, dass diese Katastrophe ausblieb. Dafür soll er nun durch den Freistaat Bayern als „Kavalier der Straße“ ausgezeichnet werden. Gerhard indes bleibt cool: „Ich habe in dem Moment gar nicht wirklich nachgedacht. Und ich würde jederzeit wieder so handeln."

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