25.11.2016 - Untermerzbach - News Nr.: 10403
Bereits fünf ungeklärte Todesfälle in Horror-Altenheim
Ehemalige Pflegekräfte berichten von jahrelangen desolaten Zuständen

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Verantwortliche der Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf waren schon länger in den Fokus der Ermittler, nachdem im Mai und im Juni diesen Jahres zwei Strafanzeigen aufgenommen wurden. Die Staatsanwaltschaft wirft vor: Misshandlung von Schutzbefohlenen. In diesem Zusammenhang wurden gestern von Polizeibeamten nicht nur verschiedene Durchsuchungsbefehle, sondern auch zwei Haftbefehle vollstreckt. Exklusive Gespräche mit ehemaligem Personal deuten allerdings darauf hin, dass es bereits seit Jahren Missstände bei der Pflege in dem Heim gab, ebenso wie Geldunterschlagungen. Es ist die Rede von fünf ungeklärten Todesfällen, wobei wohl auch Mordmerkmale zu sehen waren.

Weitere Details hierzu folgen!

Am Donnerstagvormittag (24.11.2016) fuhren Beamte der extra eingerichteten Ermittlungskommission der Kriminalpolizeiinspektion Schweinfuhrt in Untermerzbach (Lkr. Haßberge) an der Seniorenresidenz Schloss Gleusdorf vor. Für fünf Objekte hatten sie Durchsuchungsbeschlüsse in der Tasche, ebenso wie zwei Haftbefehle. Letztere wurden beim Ermittlungsrichter des Amtsgerichts Bamberg von der Staatsanwaltschaft gegen die Geschäftsführerin und den Pflegedienstleiter beantragt, wegen des dringenden Tatverdachts des Totschlags. Beide Haftbefehle wurden in Folge vollstreckt und die beiden Personen später dem Haftrichter vorgeführt.

Grundlage für die beiden Haftbefehle und die Durchsuchungsbeschlüsse waren allerdings nicht nur der dringende Tatverdacht des Totschlags durch Unterlassung, sondern die Vorwürfe für unangemessene Sanktionen gegenüber Heimbewohnern, verschiedene kleinere Vermögensdelikte und der Austausch von Medikamenten. Im Vorfeld hatte die Polizei hierzu bereits Zeugenaussagen aufgenommen, durch die sich der Verdacht wohl erhärtete. Akut kamen Anfang November noch weitere Vorwürfe hinzu. Eine fehlerhafte medizinische Versorgung bzw. eine unterbliebene ärztliche Behandlung oder die unterbliebene Einweisung von Heimbewohner ins Krankenhaus soll in mehreren Fällen zum Tode von Schutzbefohlenen geführt haben. Dramatisch ist dabei die Geschichte eines Heimbewohners, die in diesem Zusammenhang ans Licht kam. Nach einem Sturz ließen die Pflegekräfte den Bewohner der Seniorenresidenz wohl mehrere Tage ohne ärztliche Versorgung, obwohl sich der Gesundheitszustand massiv verschlechterte. Als der Mann endlich in ein Krankenhaus kam, konnten die Ärzte ihm nicht mehr helfen, er verstarb an einer Gehirnblutung. Zudem liegen der Staatsanwaltschaft Hinweise auf weitere Todesfälle vor, die in dem Heim möglicherweise bewusst herbeigeführt wurden.

In der Seniorenresidenz wurden am Donnerstag von den Beamten Behandlungsunterlagen und Dienstpläne sichergestellt. Zeitgleich erfolgten auch Durchsuchungen bei einem Arzt, der für das Seniorenheim tätig war. Ihm wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, dass er auf Todesbescheinigungen absichtlich einen „natürlichen Tod“ attestiert und sie somit gefälscht habe. Aufgrund seiner Angaben auf dem Totenschein wurden keine Obduktionen oder Ermittlungen der Kriminalpolizei eingeleitet, die bei einem attestierten „unnatürlichen Tod“ von Amtswegen eingeleitet worden wären. Die Beamten stellten bei ihm die Patientenunterlagen der betreffenden Heimbewohner sicher.

Unter der Hand äußerte sich am Donnerstag auch eine ehemalige Mitarbeiterin des Seniorenheims. Laut ihren Aussagen sollten in diesem teils chaotische Zustände herrschen und Patienten tagelang ungewaschen in ihrem Bett liegen. Offiziell bestätig, sind diese Angaben jedoch nicht. Bis zur Anzeigenstellung sei das Heim nicht negativ aufgefallen, so die Aussagen der Behörden. Zur weiteren Klärung des Sachverhalts zog die Staatsanwaltschaft einen rechtsmedizinischen Sachverständigen hinzu.


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