23.11.2016 - Nürnberg - News Nr.: 10395
Nach Todesschüssen von Reichsbürger
Polizei suspendiert zwei Kollegen, die im Vorfeld Kontakt zum Schützen hatten

© NEWS5

Am 19. Oktober hatten Spezialeinsatzkräfte der Polizei eine Wohnung in Georgensgmünd (Lkr. Roth) gestürmt. Der Verdächtigte Wolfgang P. eröffnete damals sofort das Feuer und verletzte vier Beamte, zwei davon schwer. Ein Polizist erlag weniger später seinen schweren Verletzungen. Der Schütze gehört der so genannten Reichsbürgerbewegung an und hortete mehr als drei dutzend Waffen in seinem Umfeld.

Analysen der technischen Geräte von Wolfgang P. durch die Polizei ergaben nun, dass im Vorfeld zu dem Einsatz der festgenommene 49-Jährige bereits Kontakte zu zwei Polizeibeamte des Polizeipräsidiums Mittelfranken hatte. Demnach habe er mit ihnen im Spätsommer via WhatsApp in einer Gruppe kommuniziert. Ein 49-jähriger Oberkommissar soll im Auftrag des Todesschützen eine Abfrage im Polizeisystem bezüglich seiner Polizeiakte durchgeführt haben. Damals waren demnach laut Staatsanwaltschaft noch keine Einträge vorhanden. Ebenfalls in den Fokus geriet ein 59-jähriger Hauptkommissar. Beide sollen mit der Reichsbürger-Ideologie sympathisieren, auch wenn sie noch nicht diesbezüglich aufgefallen sind. Heute Morgen hat die Polizei fünf Hausdurchsuchungen in Mittelfranken bei beiden Beamten durchgeführt. Zudem wurden die Polizisten mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert. Polizeipräsident Johann Rast kündigte eine lückenlose Aufklärung auf und bedauerte, dass es trotz intensiven Prüfungen solche zweifelhafte Verfassungstreue nicht immer rechtzeitig erkannt werde. Oberstaatsanwalt Alfred Huber teilte darüber hinaus mit, dass gegen den 49-jährigen Polizisten ein Verfahren wegen der Verletzung von Dienstgeheimnissen eingeleitet wurde. Zudem fanden sich bei ihm in der Wohnung ein Wurfstern, ein Wurfmesser und eine Schreckschusswaffe, die ebenfalls sichergestellt wurden. Eine weitere Analyse der Computer und Handys der suspendierten Beamten werden mehrere Wochen andauern. Die Lebensgefährtin des Beschuldigten sowie der 59-jährige Kommissar werden strafrechtlich als Zeugen geführt. Beide Beamte waren im Bereich Mittelfranken-West tätig. Die Polizei geht derzeit nicht davon aus, dass es unmittelbar vor dem tödlichen Zugriff einen Kontakt zwischen den Männern gegeben habe. Weitere Untersuchungen hierzu seien noch notwendig.



© 2002 - 2024 by 5NETWORK / PICTURE5 / Medienhaus Nürnberg / 10nach8 / NEWS5. All rights reserved. / 2.0.0