21.11.2016 - Nürnberg - News Nr.: 10390
Heimtückische Laserpointer-Attacke lässt 17-Jährigen fast erblinden
Täter entkommt unerkannt - Polizei ermittelt

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Für Fabian Melichar war es eigentlich ein ganz normaler Herbsttag. Nach der Berufsschule stieg er in die Nürnberger U-Bahn und machte sich auf den Weg nach Hause. Nachdem er an seiner Haltestelle angekommen war, stieg er aus und ging die Treppe hinauf zum Busbahnhof. Dort bemerkte er plötzlich farbiges Flimmern im Auge, schloss dieses reflexartig und verspürte einen kurzen, aber nicht heftigen Schmerz. Dass sich ab diesem Moment sein komplettes Leben verändern wird, war dem Jugendlichen hier noch nicht bewusst. Erst am nächsten Tag ging der 17-Jährige nach der Arbeit zum Augenarzt, nachdem seine Sehbeschwerden, die er seit dem Vorabend hatte, nicht nachgelassen hatten. Und hier bekam er die erschreckende Diagnose: Es war ein Laserstrahl, der sein rechtes Auge getroffen hatte und ihn fast erblinden ließ.

Heute, etwa eineinhalb Monate nach dem Vorfall, besitzt er auf diesem nur noch eine Sehleistung von lediglich 10 Prozent und muss sich im Alltag erst einmal mit der neuen Situation arrangieren. Einschränkungen sind definitiv vorhanden, aber unterkriegen will er sich davon nicht lassen. Aufgeben kommt für den 17-Jährigen nicht in Frage und so geht er weiter seiner Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule nach. Angst ist inzwischen trotzdem sein ständiger Begleiter, gerade wenn er die Treppen am U-Bahnhof „Gustav-Adolf-Straße“ in Nürnberg hinaufgeht, wo ein Unbekannter ihn mit einem Laserstrahl geblendet hatte. Denn die Polizei tappt nach wie vor völlig im Dunkeln. Die Kriminalpolizei Nürnberg ermittelt inzwischen gegen Unbekannt wegen schwerer Körperverletzung und bittet in diesem Zusammenhang auch die Bevölkerung um Unterstützung. 

Wie schwer die zugeführte Verletzung ist, war dem Jugendlichen zunächst gar nicht bewusst – fand die heimtückische Attacke doch auch binnen Sekundenbruchteilen statt. Erst im Bus bemerkte Fabian, dass er auf dem rechten Auge nicht mehr richtig sehen konnte. Gedanken machte er sich nicht, ging er doch davon aus, dass es sich nur um eine temporäre Sehstörung handelt, ähnlich, als wenn man zu lang in eine Taschenlampe geschaut habe. Nach der Untersuchung kam das böse Erwachen für den 17-Jährigen, denn der Augenarzt bestätigte nicht nur seine Vermutung eines Laserstrahls, der ihn geblendet hatte, sondern äußerte auch schon die Vermutung, dass es sich um einen Schaden handeln könnte, der nicht mehr reversibel ist. Weitere Untersuchungen bestätigten die Diagnose, dass Fabian künftig nur noch mit zehn Prozent seiner Sehleistung auskommen muss und zudem stets einen weißen Fleck im Sichtfeld haben wird. „Eine Viertelsekunde in den Laser schauen reicht aus und es können dauerhafte Schädigungen eintreten“, weiß Prof. Dr. Josef Schmidbauer, Chefarzt der Augenklinik der Uni Nürnberg, der genau erklären kann, was in diesem Sekundenbruchteil passiert und welche Folgen dies hat. Eine Chance, dass sich der Zustand seines Auges wieder bessert, besteht nicht. Das „Herz des Auges“, ein ca. 3,5 Millimeter großer Bereich, in dem alle Sehnerven zusammenlaufen, wurde bei der Attacke mit dem Laserstrahl unwiederbringlich zerstört. „Früher gab es solche Verletzungen bei einem ungeschützten Blick in eine Sonnenfinsternis. Jetzt nehmen die Fälle mit dem Verkauf von Laserpointern immer mehr zu“, berichtet der Experte.

Dabei ist nicht nur die eingeschränkte Sehleistung ein Problem für den Jugendlichen, sondern auch die damit verbundenen Schwierigkeiten. Nachdem er durch die Schädigung die Möglichkeit des räumlichen Sehens größtenteils verloren hat, muss er mit Erschwernissen beim Lesen, Schreiben oder Fahrradfahren kämpfen. Ebenso kann er nicht erkennen, ob sich ihm von rechts jemand nähert. Aufgeben kommt für den 17-Jährigen aus dem Landkreis Fürth aber trotzdem nicht in Frage, denn seine Ausbildung zum Lageristen ist ihm wichtig: „Meine Kollegen haben Verständnis und achten darauf, nicht von rechts zu kommen, sodass ich mich erschrecken und Fehler machen könnte.“ In der Berufsschule muss er fortan im Unterricht eine Augenklappe tragen.

Ohne die Angst, so etwas noch einmal zu erleben, kann der Jugendliche sein Elternhaus inzwischen nicht mehr verlassen. „Deswegen schau ich jetzt immer auf den Boden, wenn ich Treppen hochgehe“, erklärt er. Warum er mit dem Laserpointer geblendet wurde, kann er sich bis heute nicht erklären. Vielleicht war es nur ein Dummejungenstreich oder eben doch Absicht, diese Fragen gehen ihm immer wieder durch den Kopf. Tagtäglich verlassen hunderte Menschen den U-Bahnhof an der Gustav-Adolf-Straße in Nürnberg, warum ausgerechnet er getroffen wurde, ist ihm ein Rätsel. Deswegen geht er nun mit seinem Schicksal an die Öffentlichkeit und bittet nach dem Vorfall um Hilfe: „Wenn jemand den Täter an diesem 13. Oktober gesehen hat, der mich mit dem Laserpointer blendete, dann soll er bitte unbedingt die Polizei verständigen“. Die Aufklärung der Tat liegt auch Bert Rauenbusch von dem Polizeipräsidium Mittelfranken am Herzen, denn er ist entsetzt über den tätlichen Angriff. „In dieser Schärfe, in dieser Qualität ist so etwas in Nürnberg noch nicht passiert.“, so Rauenbusch. Nun erhoffen sich alle weitere Hinweise aus der Bevölkerung, die zur Aufklärung des Verbrechens beitragen könnten.



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