31.08.2016 - Simbach am Inn - News Nr.: 10035
Ein Vierteljahr nach der Hochwasser-Katastrophe
Das Leben in Simbach nach der Flutwelle

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Der 1. Juni 2016 wird ein Datum sein, das Helmut Winkelhofes sein restliches Leben nicht mehr vergessen wird. Und der 72-Jährige hat viele große und wichtige Tage erlebt, doch keiner hatte so einschneidende Auswirkungen wie jener. Helmut Winkelhofes lebt in Simbach, der Ort, der Anfang Juni weltweite Berühmtheit erlitt. Es war eigentlich ein Sommertag wie heute, als sich heftiger Starkregen ausbreitete und sich eine Sturzflut von den Bergen ins Tal ergoss, nachdem ein Straßendamm gebrochen war. Die 10.000-Einwohner-Stadt lief innerhalb von Minuten voll wie eine Badewanne. Sieben Menschen ertranken in den Fluten, hunderte verloren ihr Dach über dem Kopf. Helfer aus ganz Bayern und aus Österreich rückten an, um den Betroffenen zu helfen und nach Opfern zu suchen. „Ich wurde um 19 Uhr mit Frau und Hund per Boot vom Vordach geholt“, erinnert sich der Senior.
Ein Vierteljahr ist dieses Unglück nun her. Das Wasser kam rasant und ging auch schnell wieder zurück, aber der Schlamm blieb. Vier Wochen lebten die Winkelhofes bei ihrer Tochter, während zuhause ihr Inventar ausgeräumt und weggeworfen, der Putz von der Wand geschlagen und Leitungen neu verlegt wurden. Ihr Leben hat sich grundlegend geändert: „Wir kochen in der Garage mit einer Behelfsküche. Wir waren nicht versichert.“ Er hofft, dass er gemeinsam mit seiner Frau im Winter wieder einziehen kann. Derzeit sieht es in ihrem Haus jedoch noch wie in einem Rohbau aus. So wie ihm geht es vielen Menschen in der Region. Sie alle sind dankbar für die Hilfswelle, welche sie nach dem Hochwasser ereilt hat. Gleichzeitig hoffen viele noch auf weitere Unterstützung vom Freistaat Bayern.

Überall in Simbach wird nach wie vor gearbeitet und renoviert. Dass die Stadt von einer derart unvorstellbaren Katastrophe heimgesucht wurde – Experten sprechen von einem 1.000-jährigen Hochwasser – lässt sich derweil heute nur noch erahnen. Wo am 1. Juni nur noch die Autodächer aus dem Wasser hervorschauten, rollt der Verkehr nun wieder ungestört. Gärten waren damals nicht mehr erkennbar, nun blühen die Blumen, als wäre nichts gewesen. Doch hinter den Fassaden wird es noch Monate dauern, bis ein normales Leben wieder möglich ist. Viele Häuser stehen jetzt leer. Zeichnungen an den Hauswänden zeugen von den damaligen Rettungsaktionen. Noch immer stehen Möbel in den Vorgärten. An Bauzäunen hängen Informationen zur Hochwasserhilfe „Drei Autos standen im Hof. Sie sind komplett abgesoffen. Ich denke oft an den Tag zurück“, blickt Winkelhofes in seinen zerstörten Keller.


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